Am 29.04.2016 gingen der damalige Lotse und einige seiner Vorstandskollegen von Bord. Der SC Hansa Dortmund e.V. zog seine 1. Mannschaft aus der Schachbundesliga trotz des sportlich gemeisterten Klassenerhalts freiwillig in die 2. Bundesliga West zurück, schüttelte sich infolge einiger personeller Umbrüche und sortierte sich neu. Seither genieße ich mein Frührentnerdasein als ehemaliger Schachfunktionär und beobachte vom heimischen Bauernhof aus nur noch aus der Entfernung und sporadisch, was sich seither bei meinem ersten und immer noch einzigen Schachverein tut. Völlig unverhofft hatte mich nun mein sehr guter Freund und ehemaliger Vorstandskollege Michael Babar, der sich mittlerweile hauptverantwortlich um die Belange der 1. Mannschaft kümmert, gebeten, zum Saisonabschluss zu Papier zu bringen, wie ich die „Nachfolgeorganisation“ aus der sicheren Entfernung wahrgenommen habe. Da ich einem solch guten Freund keine Bitte abschlagen kann, werde ich das sehr gerne tun, auch wenn wahrscheinlich viele andere Vereinsaktive, die viel näher am Ball sind, dies hätten besser tun können. Auf geht´s mit einer Natur der Sache eher oberflächlichen Betrachtung.
Personell hatte sich ja einiges getan seit dem 29.04.2016, sowohl auf Vorstandsebene als auch bei den Spielern, hier speziell in den oberen Mannschaften. Von den Bundesligakaderspielern blieben für die neue 1. Mannschaft nur noch 8 Akteure übrig, nämlich GM Emanuel Berg, GM Róbert Márkus, GM Bartłomiej Heberla, GM Romuald Mainka, IM Olaf Wegener, GM Miša Pap, IM Arkadius Georg Kalka sowie FM Ralf Kotter. Alle anderen stellten sich in den Dienst anderer Vereine und Teams. Die Zeit der jungen Wilden war vorüber. Dafür kehrte aber mit FM Hans Werner Ackermann ein alter Hase nach zweijähriger Abwesenheit aus Rostock endlich wieder zurück. Die altgedienten Hanseaten Jannik Sundorf, FM Michael Babar, Joachim Berndt, Wolfgang Prüske, Wolfgang Burchert, Walter Linker und Dirk Schiefelbusch sorgten indes dafür, dass ausschließlich langjährig bekannte Gesichter das Team in der 2. Bundesliga West formten.
Michael Babar hatte als neuer Teammanager sofort eine Herkulesaufgabe zu bewältigen. Denn nach dem Rückzug einiger Gönner war es wahrlich alles andere als ein Kinderspiel, mit den Ressourcen der verbliebenen Sponsoren – Sparkasse Dortmund, Wirtschaftskanzlei Audalis Dortmund und DEW 21 – den Klassenerhalt in der mit Abstand stärksten Gruppe der vierteiligen 2. Bundesliga zu schaffen.
Um es vorweg zu nehmen: Michael Babar kalkulierte glänzend. Denn mit 8:10 Punkten landete das Flaggschiff des Vereins letztlich auf Platz 5. Nichtsdestotrotz glich der Saisonverlauf einer Achterbahnfahrt, allerdings einer dergestalt von Teamchef Babar gewollten Achterbahnfahrt.
Denn betrachtet man diesen Saisonverlauf und das statistische Material, fällt zunächst einmal auf, dass der ELO-Durchschnitt der ersten 8 Spieler von 2481 Platz 3 der Setzliste bedeutet hat. Mithin hätte man zum Kreis der Aufstiegskandidaten gehört. Der reale ELO-Durchschnitt aller im Saisonverlauf eingesetzten Spieler betrug indes 2331. Dies ist in diesem Ranking gleichbedeutend mit dem 8. Platz, der den Abstieg in die Oberliga NRW zur Folge gehabt hätte. Mit den 8:10 Mannschaftspunkten holte das Team insgesamt 29,0 Brettpunkte. Mit dieser Brettpunktzahl wären die Hanseaten auf Rang 9 gelandet, gleichfalls einem Abstiegsplatz. Alle eingesetzten Spieler haben als Team im Laufe der Saison insgesamt 43,1 ELO-Punkte verloren, gleichfalls Platz 9 und also ein Abstiegsrang. Zudem fallen die „Klatschen“ gegen den drittplatzierten SV Hofheim mit 1:7, den Ligaprimus SG Köln Porz mit 0,5: 7,5 und vor allem gegen die abgestiegene (!!) 2. Mannschaft der SG Solingen mit 0:8 ins Auge.
Dass es dennoch zum Klassenerhalt mit 8:10 Zählern auf dem 5. Rang gereicht hat, liegt daran, dass Mannschaftsführer Michael Babar die von der Sparkasse Dortmund, der Wirtschaftskanzlei Audalis Dortmund und DEW 21 dankenswerterweise zur Verfügung gestellten Ressourcen vorausschauend und passgenau in den wichtigen Kämpfen, die Top-Großmeister in diesen Duellen eingesetzt hat. Mit diesem Augenmaß wurde die Ernte in der Schlussrunde gegen den Düsseldorfer SK und zuvor gegen den Aachener SV, die SG Bochum 31, die SF Katernberg und die 2. Mannschaft des SV Mülheim Nord eingefahren. Das nennt man eine Punktlandung. Auffällig, aber angesichts der Stärke der West-Gruppe der 2. Liga nicht überraschend, ist, dass die Spieler mit den Rangnummern 10 bis 16 in insgesamt 18 Partien lediglich 4 Remisen bei 14 Partieverlusten auf der Habenseite verbuchen konnten.
Top-Performer war GM Róbert Márkus mit 3,5 / 4. Von den Dortmunder Jungs besonders hervorzuheben sind GM Romuald Mainka mit 4,0 / 8 sowie FM Ralf Kotter mit 5,0 / 9. Alle anderen hier nicht genannten Akteuren trugen ebenso wesentlich ihr Scherflein zum Klassenerhalt bei. Ohne diese besondere Teamleistung hätte es nicht gereicht.
Ach ja, am Rande sei erwähnt, dass der drittplatzierte SV Hofheim in die 1. Liga aufgestiegen ist, weil die SG Köln Porz und der SV Würselen verzichtet haben. Den Gang in die Oberliga NRW mussten die SG Solingen II, die SF Katernberg sowie der SV Mülheim Nord II antreten.
Ein besonderer Dank gebührt neben allen 16 Kaderspielern sicherlich den beiden „Machern“ Michael Babar und Wolfgang Prüske sowie ihren zahlreichen helfenden Händen und den Gönnern von der Sparkasse Dortmund, der Wirtschaftskanzlei Audalis Dortmund und DEW 21, ohne deren großzügiges Engagement überhaupt eine sportlich sinnvolle Bundesligaspielzeit nicht möglich gewesen wäre.
Ein besonderer Gruß und ein herzlicher Glückwunsch geht an dieser Stelle an die Wirtschaftskanzlei Audalis, die dieser Tage ihr 90-jähriges Firmenjubiläum gefeiert hat.
Auf die Macher des Teams wartet auch in der kommenden Saison die große Herausforderung, aus wenig viel zu machen, so, wie es ihnen in der Spielzeit 2016 / 2017 gut gelungen ist. Ich hoffe, dass sich die Situation weiter konsolidieren wird. Denn nach wie vor haben die Stadt Dortmund und der SC Hansa Dortmund e.V. hochklassiges Schach verdient. Chancen sind vorhanden, ich hoffe diese werden ergriffen.
Abschlusstabelle:
Verein | MP | BP | |
1. SG Köln Porz | 18:00 | 54 | |
2. SV Würselen | 14:04 | 40,5 | |
3. SV Hofheim | 12:06 | 46,5 | Auf |
4. Düsseldorfer SK | 12:06 | 41 | |
5. SC Hansa Dortmund | 08:10 | 29 | |
6. Aachener SV | 07:11 | 35 | |
7. SG Bochum 31 | 07:11 | 29,5 | |
8. SG Solingen II | 06:12 | 33 | Ab |
9. SF Katernberg | 05:13 | 29,5 | Ab |
10.SV Mülheim Nord II | 01:17 | 22 | Ab |
Weitere Informationen im „Netz“ finden sich hier.
Nicht vergessen möchte ich an dieser Stelle die 2. Mannschaft, die eine sehr erfolgreiche Saison in der Verbandsliga gespielt hat, welche in dem Aufstieg in die Regionalliga gipfelte. Das wird in der kommenden Spielzeit eine echte Herausforderung werden, in der 2. Bundesliga West und in der Regionalliga, der höchsten Spielklasse im SVR. Jede Herausforderung ist aber auch gleichzeitig eine große Chance: eine große Chance für eigene Spieler, sich in diesen hohen Klassen zu etablieren und zu profilieren, zugleich auch für neue Spieler aus der Region, die sich nicht scheuen, bei dem noch immer mit Abstand stärksten Dortmunder Schachverein zu zeigen, dass sie auf der großen Bühne ein gewichtiges Wort mitreden können.
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass, jedenfalls aus der Ferne vom heimischen Bauernhof betrachtet, der SC Hansa Dortmund e.V. eine Saison des vielschichtigen Umbruchs gut gemeistert hat, vielleicht sogar besser als es viele erwartet haben. Es bleibt zu hoffen, dass das vorhandene Potential weiter genutzt wird. Ich werde weiterhin Auge und Ohr auf meinen ersten Schachverein, der mein Leben lang mein einziger Schachverein blieben, neugierig richten.
Macht weiter so und macht es gut!