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Hansa 1 müht sich zum nächsten Sieg

Auf dem Papier war es eine klare Sache:
Klyuner, Vyacheslav (2396) – Rutz, Dirk (1992)
Karger, Frank (2235) – Nowicki, Heiko (1834)
Zelt, Jens (1991) – Tober, Julian (1794)
Linker, Walter (1962) – Lindstädt, Erik (1696)
Schäpers, Lars (1878) – Prang, Andreas (1774)
Velli, Filippo (2239) – Gössling, Jürgen (1721)
Wolffgang, Georg (1860) – Koch, Till (1775)
Zhang, Jingfu (1680) – Wolf, Franz (1652)
An allen Brettern leichten bis sehr deutlichen Ratingvorteil, beste Voraussetzung, um den erfolgreichen Saisonstart um eine gute Saisonmitte zu erweitern.
Wenn man es runterbricht, werden DWZ durch Endergebnisse bestimmt, Zwischenstände zählen nicht. Dies konnte man beim Spiel SC Hansa 1 – SV Unser Fritz 1 bestens beobachten. Beginnen wir mit einem kleinen Rätsel: Wessen Stellung ist im Titelfoto abgelichtet? Ein Blick auf die Bretter nach einer Stunde: Vyacheslav mit Minusbauern, keine Ahnung, ob er Kompensation hat, dafür fehlt mir die Spielstärke (die Engine sagt nein). Frank hat früh das Läuferpaar und mehr Zeit, doch keine Ahnung, ob er wirklich besser steht (die Engine sagt nein). Jens’ Position, unschwer zu erkennen durch die Springer auf d7 und e7 auf dem Beitragsfoto, ist relativ passiv. Walter ist
gut aus der Eröffnung gekommen, sammelt früh einen Zentrumsbauern ein. Bei Lars entwickelt sich schwerblütiger Positionskampf, es herrscht wohl Tauschverbot. Filippo versucht, zum Ausgang der Eröffnung einen Bauern einzusammeln, kann ihn aber nicht festhalten, dynamisches Gleichgewicht. Georg spielt schnell und lässt frühzeitig Vorteil aus. Seine Partie ist faszinierend, doch an entscheidenden Stellen zieht er etwas schnell und steht äußerst ungemütlich.

Elf Züge gespielt und eigentlich eine „Rechenstellung“ mit Drohungen auf beiden Seiten. Klar ist, dass Weiß etwas besser steht, die Initiative hat. Mit 11. … Sh5 bliebe Schwarz im Spiel, da Weiß die 3. Reihe nicht geräumt bekommt, um dem schwarzen Springer das letzte frei Feld g3 zu nehmen. Anders sieht das allerdings nach 11. … Te8? aus. Nun weicht der weiße Läufer zurück nach d2, Sh5 ist erzwungen, nach 13. g4 Sg3 14. Sg5 ist guter Rat jedoch teuer, da Einschlag und nachfolgendes Matt auf h7 und zugleich Dxg3 drohen. Weiß spielte jedoch erst 13. Sg5, was Schwarz eine zweite Chance gibt, nicht einfach überrollt zu werden. Wie hält Schwarz die Stellung hier im Gleichgewicht?

13. Dxg5!! Das Damenopfer nutzte aus, dass die weiße Dame unter akutem Feldermangel litte. 14. fxg5 Sxe5 und nur die schwache schwarze Grundreihe rettete Weiß davor, hoffnungslos ins Hintertreffen zu geraten. 15. De2 (einziges Feld) Sg3 16. De1 (einziges Feld) Sxh1 mit enormen Verwicklungen und Chancen auf beiden Seiten.
Stattdessen folgt 13. … g6? (13. … Sf8 wäre wohl noch gegangen, weil man dann ggf. den weißen Springer mit h6 rauskicken könnte, was nach g6 aber nicht funktioniert, da sowohl nach weißem e6 als auch Sxf7 die Königsstellung aufgerissen wird) 14. g4 Sg7 und der weiße Angriff rollt. Georg gibt eine Figur für zwei Bauern, Weiß behält aber die Initiative. Bei Jingfu werden viele Figuren getauscht, „nicht viel los“. Sein Gegner offeriert ein Remis, mein „it’s up to you“ nach Blick auf die übrigen Bretter ist wahrscheinlich nicht hilfreich. Er spielt nach etwas Überlegen weiter.
In der Vorsaison wären wir wohl mit 2-6 unter die Räder gekommen. Okay, die Gegner hatten höhere DWZ, s.o.
Und tatsächlich, Georgs Kontrahent investiert zu viel Zeit und stellt mit wenigen Minuten auf der Uhr unglücklich eine Figur ein, Motiv Kreuzfesselung. 1:0. Jens und Filippo ziehen flugs nach. Ein gegnerischer Fehler genügt, und Jens nutzt dessen Grundreihenschwäche sehenswert aus. Filippos Gegenüber greift ebenfalls nur einmal fehl, Dame weg, Aufgabe. 3:0. Vyacheslavs Partie endet im Remis durch Zugwiederholung, die Engine meint „Glück gehabt“. Frank, stets auf der Suche nach der perfekten Partie, hadert mit sich. In Zeitnot übersieht er einen Einbruch in die eigene Stellung und der Vorteil ist futsch. Zum Glück revanchiert sich sein Gegner direkt, tauscht erst die Damen und findet dann keine geeignete Aufstellung. 4,5:0,5 – Mannschaftssieg. Während wir Franks Partie analysieren, versucht Walter, sein Doppelläufermehrbauernendspiel zu gewinnen. Nachdem irgendwann alle Bauern verkeilt stehen, geht nichts mehr, 5:1. In der Zwischenzeit landet Jingfu leider in einem verlorenen Turmendspiel und muss aufgeben, 5:2.
Als letzter spielt – Überraschung – Lars, der sein schlechtes Springerendspiel ins Remis rettet, indem er die beiden verbleibenden gegnerischen Bauern mittels Figurenopfer erobert. 5,5:2,5 – der Endstand wird dem Spielverlauf nicht gerecht. Wir werden uns im Januar spielerisch steigern müssen, wenn wir die weiße Weste behalten wollen.

SC Hansa 1 – SV Unser Fritz 1 5,5:2,5
Klyuner, Vyacheslav (2396) – Rutz, Dirk (1992) 0,5:0,5
Karger, Frank (2235) – Nowicki, Heiko (1834) 1:0
Zelt, Jens (1991) – Tober, Julian (1794) 1:0
Linker, Walter (1962) – Lindstädt, Erik (1696) 0,5:0,5
Schäpers, Lars (1878) – Prang, Andreas (1774) 0,5:0,5
Velli, Filippo (2239) – Gössling, Jürgen (1721) 1:0 (4/4!)
Wolffgang, Georg (1860) – Koch, Till (1775) 1:0
Zhang, Jingfu (1680) – Wolf, Franz (1652) 0:1

Die Konkurrenz spielt zumindest für uns, keiner unserer Verfolger kommt über fünf Mannschaftspunkte hinaus, drei Punkte voraus, beste Voraussetzung für Hansaslapstick 😉
Weiter geht es am 28. Januar in Wattenscheid gegen deren 3.

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