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SC Hansa Dortmund vergibt Matchpoint in Unterzahl – IM Zelbel siegt nach nur 14 Zügen gegen Großmeister

Die Begegnung des Dortmunder Erstligisten SC Hansa gegen SK Turm Emsdetten in der 12. Runde der Schachbundesliga (SBL) war am letzten Samstag (9.4. in Mülheim) an Dramatik nicht zu überbieten. Dortmund musste in Unterzahl den Mannschaftskampf antreten. Der Dortmunder Internationale Meister (IM) Olaf Wegener war erkrankt und konnte so kurzfristig nicht durch einen Ersatz kompensiert werden, zumal ein für ihn im letzten Moment bereitstehender Kaderspieler ebenfalls aus gesundheitlichen Gründen absagen musste.

Somit stand es nach 30 Minuten bereits 0-1 gegen die Grippeviren und den Gegner aus dem Münsterland. Doch wer dachte dass es aufgrund des kampflosen Punktes und der Überlegenheit der Emsdetter in puncto ELO-Zahl (steht für die Spielstärke) von +70 der Match eine einseitige Angelegenheit wird, wurde eines Besseren gelehrt.

Mit einem Paukenschlag begann der junge Dortmunder IM Patrick Zelbel am Brett 2. Sein Gegner, der niederländische Großmeister (GM) Pruijssers zog nach IM Zelbels Eröffnungszug 1. e2-e4 ebenfalls seinen Königsbauern um 2 Felder nach vorne und erlaubte IM Zelbel, einem ausgesprochenen Kenner der Eröffnung „Königsgambit“ mit 2. f2-f4 genau diese einzuleiten. Die klassische Antwort des mit schwarzen Figuren Spielers ist die Annahme des Gambits, was im Schach das Opfern eines Bauern oder einer Figur in der Eröffnung für eine bessere Stellung bedeutet. Mit seinem zweiten Zug 2. d7-d5 (Damenbauern um 2 Felder nach vorne ziehen) leite sein Gegner allerdings die Variante „Falkbeer-Gegengambit“ ein, also opferte selbst wiederum einen Bauern und danach stand das „Brett in Flammen“. Was dann folgte war ein offener Schlagabtausch mit weiteren Opfern und Gegenopfern. Nachdem beide Könige im 13. Zug lang rochiert hatten, schickte IM Zelbel mit dem 14. Zug seinen Turm zentral auf das Feld d4 und konnte unabwendbar eine Figur gewinnen. Sein Gegner gab sofort die Partie auf.

Damit dürfte dem jungen Dortmunder der Titel der schnellsten Siegpartie in der laufenden Saison nicht mehr zu nehmen sein. IM Zelbel konnte aufgrund einer brillanten Performance in der letzten SBL-Saison als einziger Spieler eine GM-Norm erreichen und benötigt weitere zwei Normen um den Titel des Großmeisters zu erlangen. Mit diesem schnellen Sieg hat er seine spielerische Klasse wieder bewiesen und ist auf dem besten Wege, der zweite Dortmunder Großmeister zu werden.

Nach dem schnellen 1-1 schöpfte der Mannschaftsführer Andreas Warsitz wieder Hoffnung auf einen Mannschaftspunkt oder sogar einen Sieg, denn an Brett 1 konnte der auf Seiten der Hanseaten der polnische GM Heberla und an Brett 3 der ungarische GM Pap, beide mit schwarzen Figuren, gegen ihre nominell stärkeren Gegner sichere Remis-Partien einfahren. Beim Stand von 2-2 roch es nach einer Sensation.

Zwar stand am Brett 8 Hansas „Jugendbrett“ FM (FIDE-Meister) Kevin Schröder auf verlorenem Posten, aber an den anderen 3 Brettern hatten die Dortmunder Figurenakrobaten deutlich bessere, wenn nicht sogar klar gewonnene Stellungen.

Frank Karger hatte am Brett 7 gegen den IM Zumsande nach etwa 30 Zügen eine klar gewonnene Stellung. Am Brett 5 musste GM Mainka sich im Mittelspiel keine Sorgen um ein Remis machen und spielte aktiv auf Sieg und am Brett 6 hatte der Hauptkommissar FM Ralf Kotter seinen Opponenten bei einer festgefahrenen Bauernstruktur eng im Griff.

Doch statt des erhofften Sieges in Unterzahl kippten alle 4 Partien. FM Schröder konnte in aussichtsloser Stellung den gegnerischen König in eine Falle locken und durch erzwungene Zugwiederholung den halben Punkt retten. Kurz vor der Zeitkontrolle nach dem 40. Zug vergab Frank Karger seine deutlichen Vorteile und es lief alles auf ein Remis hinaus, bevor er auch den halben Punkt durch eine weitere Ungenauigkeit aus der Hand gab und verlor.

Ähnlich verlief die Partie am Brett 5, GM Mainka hatte durch den Abtausch der Damen seine Vorteile aus der Hand gegeben und musste gegen 3 starke zentrale Bauern des Gegners ankämpfen. In der Zeitnot vergriff er sich und musste schließlich er nach 59 Zügen aufgeben.

Die Mannschaftsniederlage war beim Stand von 2,5-4,5 besiegelt. Auch FM Kotter konnte seine deutlich bessere Position nicht in einen Sieg ummünzen und willigte ein Remis ein. „Das 3-5 geht als Ergebnis und angesichts der ELO-Überlegenheit der Schachfreunde aus Emsdetten zwar in Ordnung, aber wir haben mehrfach den Matchpoint vergeben und das mit einem Spieler weniger. Das ist ärgerlich!“, fügte der 1. Vereinsvorsitzender und Mannschaftsführer Andreas Warsitz hinzu.