
Als „Sensation“ und „Sternstunde des deutschen Schachs“ wurde Anfang der Woche die Qualifikation von Matthias Blübaum für das Kandidatenturnier 2026 gefeiert. Er belegte im exzellent besetzten FIDE Grand-Swiss 2025 in Usbekistan als Außenseiter und unbesiegt mit 7,5/11 den zweiten Platz, was ihm diese besondere Ehre bescherte.
Auch der SC Hansa möchte auf diesem Wege seinem ehemaligen Mitglied und Schützling in der Bundesliga zu dieser einmaligen Leistung gratulieren und wünscht ihm nur das Beste auf dem Weg zur Schachweltmeisterschaft.

In der Saison 2011/12 wagte der SC Hansa das Abenteuer Schachbundesliga und nahm endlich das sportlich erzielte Aufstiegsrecht wahr. Im 18-köpfigen Kader durfte jeder Verein auch zwei Jugendliche mit ans Brett nehmen. Die Wahl fiel neben dem Dortmunder IM Patrick Zelbel auf das junge Talent Matthias Blübaum aus Lemgo, damals „nur“ mit einem FIDE-Meister Titel und einer ELO von ca. 2400.

Der Teamchef und damaliger Vorsitzender des SC Hansa, Andreas Warsitz, hatte schon immer ein gutes Gespür für junge und unentdeckte Schach-Sternchen und konnte Matthias von einem Wechsel nach Dortmund überzeugen. Im April 2012, wenige Tage vor seinem 15. Geburtstag, gab er in Festsaal des Westfälischen Industrieclubs in Dortmund sein Debüt in der „stärksten Schachliga der Welt“ und nutzte die Chance, die ihm der SC Hansa als Sprungbrett zum Spitzenschach angeboten hat. Der „Mario Götze des Schach“ war der erste Zugang der „erstklassigen Krabbelgruppe im königlichen Spiel“ bei SC Hansa. Der Vergleich und der Begriff stammen aus der Fantasie des Talentscouts und fleißigen Schach- Hobbyjournalisten Andreas Warsitz, wohl in Anlehnung an die „Schachprinzen“, eine Gruppe hochtalentierter Jugendliche wie Matthias Blübaum, die vom Deutschen Schachbund (DSB) trainiert wurde.
Matthias Blübaum ist inzwischen zweifacher Europameister (2022 und 2025) und Sieger zahlreicher namhafter Turniere. Um die Tragweite seines letzten Erfolges vor Augen zu führen: Der im Januar 2025 verstorbene Robert Hübner war im letzten Jahrhundert (1990/91) der letzte deutsche Teilnehmer an einem Kandidatenturnier zur Ermittlung des Herausforderers beim Finale der Schach-WM.
Umso unverständlicher, dass solch herausragende Erfolge wie der Gewinn der Europameisterschaft oder die Qualifikation für ein WM-Turnier in einer Sportdisziplin keinen Platz in den Nachrichtensendungen der öffentlich-rechtlichen (ÖRR) oder privaten TV-Sender finden, sondern nur auf Ebene der sozialen Netzwerke oder im Internet hängenbleiben. Es wird Zeit, dass der DSB zumindest die ÖRR an ihre gesetzliche Aufgabe erinnert, Erfolge deutscher Schachspieler oder -mannschaften im Schach in ihr TV-Programm zu erwähnen, dem breiten (Laien-)Publikum Ergebnisse wichtiger Schachturniere oder der Schachbundesliga zugänglich zu machen und nicht nur dann über Schach zu berichten, wenn der Ex Weltmeister Magnus Carlsen (NOR) in Jeans oder für einen norddeutschen Verein spielt.

Hoffentlich kommt dieser Appell 2026 bei den Sendern an, wenn das Kandidatenturnier zur Weltmeisterschaft beginnt. Mario Götze ist bekanntlich wenige Jahre später nach Erscheinen der Artikel im WR von 2011/12 Weltmeister geworden. Lieber Matthias, wir drücken Dir nächstes Jahr die Daumen und sind uns sicher, dass auch die Sportschau eine Notiz von Schach nimmt, wenn Du Weltmeister geworden bist.
Apropos Weltmeister und SC Hansa: Ein Weltmeister spielte bereits zwei Jahre (2014-16) für den SC Hansa Dortmund, nämlich Aryan Tari (NOR). Er wurde 2017 Junioren-Weltmeister. Dass dieser Titel nicht so unbedeutend ist, erkennt man an der Siegerliste: Weltmeister wie Garri Kasparow (1980 in Dortmund), Anatoli Karpov, Vishy Anand, Wladimir Kramnik und Boris Spasski waren allesamt auch zuvor Junioren-Weltmeister.