Am kommenden Wochenende ist es endlich so weit, der Startschuss für die erstklassigen Denker des Schachclub Hansa Dortmund e.V. in der 1. Bundesliga, der stärksten Schachliga der Welt, steht unmittelbar bevor. Darüber, dass es dazu kommen wird, reiben sich noch immer viele verwundert die Augen. Denn nach dem sportlichen Aufstieg stand der Verein im April diesen Jahres wegen der überraschenden und kurzfristigen Absage seines damaligen Hauptsponsors noch kurz vor dem Rückzug in die 4. Liga. Doch dank des großen Interesses und großzügigen Engagements des Dortmunder Unternehmens AS Antriebs- und Systemtechnik GmbH des schachbegeisterten Marcus Parzonka dürfen sich alle Schachfreunde aus Dortmund und Umgebung zum Saisonauftakt auf eine besondere Delikatesse freuen.
Die Hanseaten laden zum ersten Heimkampfwochenende in die Veranstaltungsräume der Spielbank Hohensyburg, Hohensyburgstr. 200, 44265 Dortmund, ein. Gemeinsam mit dem Reisepartner SF Katernberg erwartet man die Gäste des SV 1930 Hockenheim e.V. und der SG Trier 1877 e.V. Insbesondere die Gäste aus der Rennstadt Hockenheim, in der vergangenen Saison noch mit der Bronzemedaille in der Schachbundesliga dekoriert, haben einiges für Schach-Gourmets zu bieten.
Denn als Nr. 1 des Kaders ist dort kein Geringerer als der mehrfache Ex-Weltmeister und die Schachlegende Großmeister (GM) Anatoly Karpov gemeldet. Die hinter ihm platzierten aktuellen Top-Spieler der Weltrangliste, GM Richard Rapport aus Ungarn und GM Alexander Moiseenko aus der Ukraine, verblassen schon fast im Vergleich zu Karpov, an dessen Weltmeisterschaftsduelle mit Garry Kasparov sich noch heute jeder Schach-Fan gerne erinnert. In Dortmund noch bekannt ist ein weiterer Hockenheimer, nämlich der 26-jährige GM David Baramidze, die aktuelle Nr. 7 der deutschen Rangliste. Baramidze ist in der Dortmunder Schachschule groß geworden. Eine weitere besondere Attraktion haben die Rennstädter mit Elisabeth Paehtz zu bieten. Die 29-jährige trägt den Titel einer weiblichen GM sowie den IM-Titel, ist die Nr. 1 der deutschen Damen-Rangliste und die Nr. 26 der Weltrangliste.
Wer sich all diese Delikatessen nicht entgehen lassen will, sollte sich am Samstag, 18.10.2014, pünktlich zum „Anpfiff“ um 14:00 Uhr in der Spielbank Hohensyburg einfinden. Denn dann werden die Hanseaten zum Saisonauftakt alles daran setzen, Karpov & Co. Paroli zu bieten.
Das wird schwer genug werden. Aber der deutlich verjüngte Kader um den spanischen Spitzenspieler und aktuellen Vize-Europameister GM David Antón Guijarro, den deutschen „Schachprinzen“ Internationaler Meister (IM) Alexander Donchenko, GM Emanuel Berg aus Schweden, GM Róbert Márkus aus Serbien, den ungarischen GM Imre Héra, GM Bartlomiej Heberla, die beiden 15- bzw. 16-jährigen IM´s Aryan Tari aus Norwegen und Bence Korpa aus Ungarn sowie die Dortmunder Jungs, angeführt von GM Eckhard Schmittdiel, GM Romuald Mainka, IM Patrick Zelbel, IM Thomas Henrichs und IM Olaf Wegener sowie den FIDE-Meistern (FM) Ufuk Tuncer, Ralf Kotter und Frank Karger will sich hinter den Arrivierten der Liga nicht verstecken. Auch wenn dies sehr ambitioniert erscheint, lautet das Saisonziel Klassenerhalt. Dafür hat das Vorstands- und Organisationsteam mit Michael Babar, Dr. Pouya Majdpour, Wolfgang Prüske und dem Vereinsvorsitzenden Andreas Warsitz aus der (wirtschaftlichen) Not eine Tugend gemacht. Das Projekt trägt den Titel „Jugend forscht“. Junge, zum Teil noch unbekannte, dennoch sehr spielstarke und „hungrige“ Schachsportler sind bereit, zu den Bedingungen des Clubs mit den Verantwortlichen an einem Strang zu ziehen, um die Ziele zu verwirklichen.
Am Sonntag, 19.10.2014, duellieren sich die Hanseaten ab 10:00 Uhr mit den Gästen aus Trier. Der Reisepartner aus Essen-Katernberg spielt an beiden Tagen gegen das jeweils andere Team. Selbstverständlich ist für alle schachinteressierten Fans an beiden Tagen der Eintritt zu dem königlichen Spektakel frei.
Wie funktioniert eigentlich der Spielbetrieb in der höchsten deutschen Liga, gleichzeitig der stärksten Schachliga der Welt? Die 16 besten Teams Deutschlands, u.a. der Serienmeister OSG Baden-Baden sowie die Schachabteilungen der Fußballclubs FC Bayern München und SV Werder Bremen, treffen von Oktober 2014 bis April 2015 aufeinander. Ein Mannschaftskader besteht aus mindestens 16 bis maximal 18 Spielern, von denen 8 pro Wettkampf das Team bilden. Diese 8 Spieler müssen dem Schiedsrichter bis 30 Minuten vor dem „Anpfiff“ bekanntgegeben werden. Zeitgleich finden deutschlandweit an 4 Spielorten an den Wochenenden an 2 Tagen pro Tag jeweils 8 Begegnungen statt. Zumeist unter regionalen Gesichtspunkten werden Reisepartnerschaften gebildet, die gemeinsam die Heim- und Auswärtskämpfe bestreiten. Der Partner der Hanseaten kommt aus Essen-Katernberg, ein Team das zum Establishment der 1. Liga gehört. Für eine Schachpartie haben die Spieler nicht unendlich viel Zeit: Ihre ersten 40 Züge müssen sie 100 Minuten sowie den Rest der Partie in 50 Minuten absolvieren, hinzukommen ab dem 1. Zug 30 Sekunden pro Zug als Zeitgutschrift. Eine Schachpartie kann also auch reichlich an Fahrt aufnehmen. Am Ende der Saison hat das Team mit den meisten Punkten aus 15 Wettkämpfen den Titel „Deutscher Meister“ errungen.
Von diesen Gefilden werden die Hanseaten nach 15 Spieltagen weit entfernt sein. Die Liga ist bärenstark. Ein weiterer Aufsteiger, der Emporkömmling SK Schwäbisch Hall e.V., hat die finanziellen Möglichkeiten geschaffen, dem Abonnements-Meister aus Baden-Baden Paroli zu bieten. U.a. konnte man die bekannten Weltklassespieler GM Boris Gelfand (Israel), GM Dmitry Jakovenko (Russland), GM Radoslaw Wojtaszek (Polen), GM Chao Li (China), GM Viktor Laznicka (Tschechien) und GM Ernesto Inarkiev (Russland) verpflichten, Das ist wahrlich nicht die Dortmunder Kragenweite.
Dennoch werfen die Hanseaten die Flinte keineswegs ins Korn. Vorstandsvorsitzender Warsitz: „Jugend forscht. So lautet unser Projekt. Wir werden in fast allen Begegnungen auf dem Papier Außenseiter sein. Aber unser sehr junger, hungriger und hoch motivierter Kader wird in der Lage sein, diesen Nachteil in einigen Kämpfen zu kompensieren. Wir sind der erste Verein, der den Mut hat, mit dem „Schachprinzen“ Alexander Donchenko einen 16-jährigen am 1. Brett das Vertrauen gegen die Weltspitze zu schenken. Alexander hat gerade mit herausragenden Partien beim Baku-Open in Aserbaidschan seine 1. GM-Norm erspielt, dort übrigens auch den Schwäbisch Haller GM Inarkiev bezwungen. Das gibt unserer gesamten Truppe enormen Auftrieb. Wir fühlen uns wohl in der Rolle des Underdog. Und wenn es am Ende des Tages doch nicht reicht, denn geht die Welt auch nicht unter. Als Talentschmiede und „SC Freiburg des Schachsports“ können wir sehr gut leben.“.
Man darf gespannt sein. Jedenfalls werden die Hanseaten und ihr Reisepartner aus Essen-Katernberg, gemeinsam mit den Gästen aus Hockenheim und Trier, für hochklassiges Spitzenschach am kommenden Wochenende in einem edlen Ambiente in der Spielbank Hohensyburg sorgen. 32 Spieler können jeweils gleichzeitig in den 4 Teams an den Start gehen, alle 4 Teams gemeinsam haben in ihren Kadern insgesamt 35 Großmeister gemeldet. Erstklassiges denken ist garantiert, am 18.10. ab 14:00 Uhr (Dortmund gegen Hockenheim) und am 19.10. ab 10:00 Uhr (Dortmund gegen Trier), Einlass jeweils 1 Stunde vorher, bei freiem Eintritt, in der Spielbank Hohensyburg. Hoffen wir also, dass die Hanseaten ihre Ziele erreichen werden. Weitere Informationen über das Dortmunder Bundesliga-Team finden sich unter erstklassig-denken.de.