Die erstklassigen Denker des SC Hansa Dortmund e.V. haben ihren Beitrag dazu geleistet, weiterhin erstklassig zu bleiben. Wie bereits im Oktober letzten Jahres richteten sie nun am 14.03. und 15.03. wiederum ein erstklassiges Heimkampfwochenende in der Spielbank Hohensyburg aus. Auch die Resultate der Hanseaten waren nahezu erstklassig. Am Samstag verpassten sie nach 6 Stunden hauchdünn die Sensation gegen SV Werder Bremer. Am Ende des Tages stand ein sehr unglückliches 3,5:4,5 gegen die Norddeutschen, die bis zum letzten Spieltag erbitterter Konkurrent der OSG Baden Baden um den Titel des deutschen Meisters bleiben. Am Sonntag hingegen wurden die allerdings spürbar ersatzgeschwächten Gäste des SK Turm Emsdetten mit 6:2 von den Brettern gefegt. Damit unterstrichen sie ihre Ambitionen, auch in der kommenden Saison in der stärksten Liga der Welt spielen zu können. Im Moment sind die Dortmunder die Nr. 1 im Revier.
Am Samstag gegen Bremen gingen die Mannen um den Vereinsvorsitzenden und Teamchef Andreas Warsitz als Außenseiter ins Rennen. Jedoch lehrten sie dem Meisterschaftsaspiranten gehörig das fürchten. Der Internationale Meister (IM) Thomas Henrichs an Brett 3 sorgte zwar nach fast 4 Stunden für den 0:1-Rückstand, weil er gegen den ukrainischen Großmeister (GM) Zahar Efimenko in Diensten der Weserstädter unnötig das Heft des Handelns aus der Hand gab. Aber postwendend sorgte am 7. Brett GM Emanuel Berg mit seinem Sieg mit den schwarzen Steinen für den Ausgleich. Der Schwede krönte seine starke Leistung mit einer sehr sehenswerten Kombination, trotz Zeitnot in aller Seelenruhe. Während der spanische GM David Antón Guijarro an Brett 2 ein Remis beisteuerte, brachte der Dortmunder Jung IM Patrick Zelbel am 8. Brett die Hanseaten mit 2,5:1,5 in Führung. Mit den weißen Steinen ließ er dem Bremer IM Gerlef Meins kaum Chancen. Zelbel spielte vom ersten bis zum letzten Zug konsequent und druckvoll, überzeugte mit feiner Endspieltechnik. Es knisterte vor Spannung im zum Teil mit 150 Zuschauern sehr gut besuchten Veranstaltungssaal der Spielbank Hohensyburg. Die Überraschung war zum Greifen nahe. Denn der serbische GM Róbert Márkus an Brett 3 hatte seine Partie in ein gewonnenes Endspiel geführt. der ungarische GM Imre Héra jr. war am 6. Brett bestens vorbereitet auf den Ex-Hanseaten GM Matthias Blübaum. Das zu dieser Zeit der frischgebackene GM Alexander Donchenko am Spitzenbrett gegen Frankreichs Nr. 3 GM Laurent Fressinet und der polnische GM Bartlomiej Heberla an Brett 5 auf Verlust standen, störte im Mannschaftssinne wenig. Denn es zeichnete sich ein sensationelles 4:4 gegen den Tabellenzweiten ab. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Während man die Niederlage von Donchenko nach mehr als 5,5 Stunden verkraften konnte, schmerzten aber die unerwarteten Fehlgriffe von Márkus und Héra jr. sehr. Héra jr. geriet deutlich ins Hintertreffen, verpasste zwischenzeitlich auch noch eine Remiswendung, was ihn noch am Tag danach zum Kopfschütteln veranlasste. Márkus spielte sein gewonnenes Endspiel urplötzlich ungenau. Konsequenz: Der Ungar verlor, der Serbe spielte bloß remis. Dass Heberlas Gegner den polnischen GM in Diensten der Dortmunder durch ungenaues und inkorrektes Spiel völlig verblüffend noch in den Remishafen entkommen ließ, machte nach gut 6 Stunden nichts mehr aus. Die Hanseaten mussten sich gegen eines der beiden Top-Teams der Liga unglücklich mit 3,5:4,5 geschlagen geben. Bei normalem Verlauf wäre das ein verdientes 4:4. „Das tut sehr weh nach diesem Spielverlauf. Das wäre ein echter Coup gewesen. Ich hoffe, wir können unsere Wunden bis morgen früh lecken, dann gilt es.“, so Hansa-Vorsitzender Warsitz unmittelbar nach Kampfende,
Seine Hoffnungen erfüllten sich. Denn am Sonntag bezwangen die Hanseaten den ersatzgeschwächten Tabellensechsten aus Emsdetten in der Höhe völlig überraschend mit 6:2, verloren dabei keine einzige Partie.
Ein Erfolgsrezept war wieder die Personalrochade, die nicht zum ersten Mal betrieben wurde in dieser Saison. IM Thomas Henrichs und IM Patrick Zelbel rutschten heraus, dafür wurden der 16 Jahre alte ungarische IM Bence Korpa sowie mit IM Olaf Wegener ein weiterer Dortmunder Jung gebracht. Und wieder warf man damit die Vorbereitungen der Gegner über den Haufen, denn Korpa und Wegener ließen sich am Vortag nicht in der Spielbank Hohensyburg blicken, überraschten die Emsländer.
Nach knapp 4 Stunden brachte GM Emanuel Berg an Brett 6 erneut mit den schwarzen Steinen die Hanseaten in Führung, wiederum mit einer starken Leistung. Mit 2 Schwarzsiegen kann Berg mit Fug und Recht als „Mann des Wochenendes“ bezeichnet werden. Zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich der doppelte Punktgewinn bereits ab. Denn nur GM Alexander Donchenko am Spitzenbrett stand nicht aussichtsreich. Sonst hatte man an allen Brettern mindestens leichte Vorteile, nirgendwo sonst ernsthafte Probleme. Die 2:0-Führung durch GM Róbert Márkus am 3. Brett kam zwar etwas überraschend, weil viel mehr als Remis zunächst nicht möglich erschien. Aber in Zeitnot verlor der niederländische GM Roeland Pruijssers die Übersicht und verstrickte sich in dem von dem serbischen Hanseaten gesponnenen Mattnetz. An den Brettern 1, 4 und 7 steuerten GM Donchenko, GM Heberla und IM Bence Korpa jeweils einen halben Punkt bei. Donchenko, der eigentlich bald partieentscheidende Nachteile hatte, ließ seine Teamkollegen aber aufatmen. Denn sein Gegenüber am Spitzenbrett, der polnische GM Dariusz Swiercz, machte den Sack nicht zu. So kam es dort zur Punkteteilung. Danach remisierten Heberla und Korpa zur vorentscheidenden 3,5:1,5-Führung. Für den entscheidenden Partiegewinn vor heimischem Publikum sorgte sodann am 8. Brett der Dortmunder Jung IM Olaf Wegener, der dem Emsdettener Richter kaum Chancen ließ, eine Qualität gewann und diesen Materialvorteil endspielsicher zum Partiegewinn verwandelte. 4,5:1,5, der Gesamtsieg war damit nach 5 Stunden unter Dach und Fach. GM Imre Héra jr. legte mit einem Sieg an Brett 5 gegen den niederländischen GM Ruud Janssen nach, während der spanische GM David Antón Guijarro am 2. Brett trotz aller Bemühungen nicht über ein Remis hinaus.
Nach 5,5 Stunden hieß es damit 6:2, ein ebenso deutlicher wie verdienter Sieg, der die Hanseaten mit 11:15 Punkten (51,0 Brettpunkte) nunmehr sogar noch um einen Rang auf den 11. Platz nach vorne brachte. Die Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt lauten SV Mülheim-Nord mit 10:16 Zählern (55,5 Brettpunkte) auf Rang 12 und SF Berlin mit 9:17 Punkten (50,5 Brettpunkte) auf dem 13. Platz, dem ersten Abstiegsrang. Der Reisepartner der Hanseaten, SF Katernberg, der in der Spielbank Hohensyburg beide Begegnungen gegen Emsdetten und Bremen deutlich verlor, steht bereits als Absteiger fest. Zum abschließenden Wochenende müssen die Hanseaten am 11.04. und 12.04.2015 nach Schwäbisch Hall reisen, um dort gegen den gastgebenden Tabellenfünften und den bereits als Absteiger feststehenden FC Bayern München die Klingen zu kreuzen.
Vereinsvorsitzender und Teamchef Warsitz resümierte: „Das war ein tolles Wochenende in der Spielbank Hohensyburg, einer vorzüglichen Location. Die zahlreichen Kiebitze und wir konnten gegen Bremen an einer großen Sensation schnuppern, haben dafür Emsdetten souverän bezwungen und konnten mit Emanuel Berg den „Mann des Wochenendes“ bewundern, 2 Schwarzsiege sieht man selten. Wir haben den Klassenerhalt in der eigenen Hand. Ein Sieg gegen München am Schlusswochenende und das war´s. Aber wir müssen auf der Hut sein. Bis nicht der letzte Zug gespielt ist, ist überhaupt nichts entschieden. Unser Ziel lautet: Ruhrgebietsmeister, die Nummer 1 im Pott und Klassenerhalt.“. Die Dortmunder Schachfans drücken die Daumen.