Schachbundesliga: Trotz 1,5:6,5-Niederlage gegen OSG Baden Baden feiern unsere erstklassigen Denker einen erfolgreichen Saisonabschluss –– Rückblick: Es war eine schöne Zeit –– Ausblick: Titelgewinn mit der Nr. 1 der Weltrangliste Emanuel Berg in der kommenden Saison
Zuerst gab es am 22.04.2016 das unerwartete, aber durchaus verdiente 4:4 gegen den SV Mülheim Nord. Am Samstag, den 23.04.2016, haben es die erstklassigen Denker des SC Hansa Dortmund e.V. dann tatsächlich getan, sie haben den Bayern die Lederhosen ausgezogen. Unser Team hat den FC Bayern München mit 5:3 bezwungen und sicherte sich damit bereits 1 Runde vor Schluss faktisch den Klassenerhalt. Am Sonntag, 24.04.2016, war dann gegen den entthronten Serienmeister OSG Baden Baden nur noch Schaulaufen angesagt. Aber trotz der 1,5:6,5-Niederlage zogen sich unsere jungen Wilden im Casino der Sparkasse Mülheim (Ruhr) mehr als achtbar aus der Affäre.
Man lasse sich folgendes auf der Zunge zergehen: 7 der 8 Spieler aus der Stadt an der Oos gehören zur TOP 100 der aktuellen Weltrangliste. Unser nominell bester Akteur an diesem Wochenende, der schwedische Großmeister (GM) Emanuel Berg, ist die Nr. 320 der Weltrangliste. Der ELO-Durchschnitt der 8 der Badener lag bei 2662, bei den Hanseaten 2444. Das sind wahrlich Welten für die Fachleute, denn die statistische Wahrscheinlichkeit, ein Erfolgserlebnis verzeichnen zu können, tendierte an bald jedem Brett gen Null. Dennoch schlug sich das Flaggschiff der Dortmunder Schachszene hervorragend. Zwar gab es an 6 Brettern Niederlagen zu beklagen, teils nach heftigem Kampf. So bot beispielsweise unser mit 4 Siegen aus 5 Partien prozentuale Top-Scorer, der schwedische GM Emanuel Berg, dem usbekischen GM Rustam Kasimdzhanov, Ex-Weltmeister im Übrigen, heftig, letztlich leider erfolglos Paroli. Allerdings konnten wir auch an 2 Brettern eine zählbare Ausbeute mitnehmen.
Am Spitzenbrett erzielte der junge deutsche GM Alexander Donchenko ein recht souveränes Remis gegen den polnischen GM Radoslaw Wojtaszek. Wojtaszek ist mit seiner aktuellen ELO-Zahl von 2716 die Nr. 33 der Weltrangliste und die Nr. 1 Polens. Erneut setzte aber unser Jüngster, der erst 15-jährige FIDE-Meister (FM) Kevin Schröder, am 8. Brett mehrere Rufzeichen. In einer sehr sehenswerten und reifen Partie bezwang er mit den schwarzen Steinen den arrivierten deutschen GM Philipp Schlosser (ELO 2551 und Nr. 26 der deutschen Rangliste). Schröder gab zunächst seine Dame für einen Turm und eine Leichtfigur. Schlosser fand nicht die richtige Fortsetzung. Das Nesthäkchen unserer Krabbelgruppe konnte sich befreien und setzte zum Gegenschlag an. Schlosser blieb letztendlich nichts anderes übrig, als Schröder anerkennend die Hand zu reichen, ihm zum Partiegewinn zu gratulieren.
Ohnehin ist das unser „Dreikäsehoch“, der aus Paderborn den Weg zu uns gefunden hat, DIE Entdeckung und Überraschung der Saison. Am 8. Brett spielte er 7 Partien und erzielte 4,5 Punkte, gewann 3 Partien und spielte 2-mal Remis, musste nur ein einziges Mal die Waffen strecken. Seine ELO-Performance lag damit bei 2560. Das ist das Niveau eines Großmeisters. Hätte der Schüler 2 Partien mehr gespielt, hätte er seine erste GM-Norm geschafft. Vor der Saison hatte kaum jemand von Kevin Schröder Notiz genommen, wie bei vielen anderen unserer jungen Wilden wurden unsere Vereinsverantwortlichen für diese Personalie belächelt. Schröder, der durch sein unbeschwertes Spiel und Auftreten, seine reife Spielanlage brillierte, belehrte alle eines besseren.
Am Ende einer wirtschaftlich wie nervlich und tatsächlich aufreibenden Saison war damit auch der junge Paderborner mitverantwortlich für einen hervorragenden 12. Tabellenplatz in der Endabrechnung. Dies ist gleichbedeutend mit dem Klassenerhalt aus eigener Kraft, unabhängig vom Rückzug des SK Turm Emsdetten. Damit haben wir nun zum 4. Mal, insgesamt zum 3. Mal in Folge, das sportliche Recht erworben, unser Konzept der „jungen Wilden“ in der stärksten Schachliga der Welt zu präsentieren. Bereits in der vergangenen Woche hatte unser Pressesprecher und kommissarische Schatzmeister, Dr. Pouya Majdpour, darüber berichtet, dass eine Fortsetzung an einem seidenen und bereits brüchigen Faden hängt.
Als 1. Vorsitzender, der auf unserer Jahreshauptversammlung am 29.04.2016 von dem Amt als 1. Vorsitzender zurücktreten und den Vereinsvorstand verlassen wird, möchte ich zunächst einmal einen herzlichen Glückwunsch an die SG Solingen und ihren nimmermüden Macher Herbert Scheidt loswerden. Ich freue mich sehr, dass die Klingenstädter den Titel nach 10 Jahren der Dominanz der OSG Baden Baden wieder zurück nach Nordrhein Westfalen geholt haben. Ich bin sehr stolz auf unser Team und die Organisatoren unseres Vereins, die es geschafft haben, trotz der sehr angespannten Situation Ruhe zu bewahren, mit Augenmaß in die richtigen Akteure und Wettkämpfe zu investieren, der Jugend und unseren „local heroes“ bedingungsloses Vertrauen zu schenken. Mit unserem niedrigen Etat, den wir unterjährig nochmals abspecken mussten, den 12. Platz in dieser Top-Liga erreicht zu haben, macht mich glücklich. Noch glücklicher bin ich bald, dass wir am Samstag den Bayern die Lederhosen ausgezogen haben. Dass sich unser Nesthäkchen Kevin Schröder dermaßen positiv in so kurzer Zeit entwickelt hat, überrascht uns alle, aber haut uns jetzt auch nicht vor Erstaunen um. Wenn wir ihm das nicht zugetraut hätten, hätten wir ihm nicht 7 Partien gegeben. Der neue Hansa-Vorstand wird trotz der Ebbe in der Dortmunder Sponsorenlandschaft ein bestelltes Feld vorfinden. Unser Konzept „jung und wild“ hätte auch langfristig Früchte tragen können, wenn wir mehr Unterstützung erfahren hätten, nicht nur in der Sponsorenlandschaft, sondern auch im eigenen Verein. Unsere 1. Mannschaft hat erneut den Klassenerhalt in der stärksten Schachliga der Welt geschafft, aus eigener Kraft wohlgemerkt, unsere 2. Mannschaft ist in die Oberliga NRW, die dritthöchste Liga Deutschlands, aufgestiegen, unser 3. Team hat als Aufsteiger den Klassenerhalt in der Verbandsliga bequem geschafft, unser 4. Team hat noch immer Chancen, in die höchste Liga Dortmunds aufzusteigen, die 5. Mannschaft spielt unbeschwert im Mittelfeld und unsere 6. Mannschaft bietet in der untersten Dortmunder Spielklasse der Basis, Anfängern, Kindern und Jugendlichen die Chance, die ersten Schritte zu gehen. Und unsere finanzielle Situation ist – auch wenn es für die 1. Liga nicht mehr reichen sollte – gut. Meine Vorstandskollegen haben hier super Arbeit geleistet, ich konnte mich stets blind auf sie verlassen. Worüber reden wir also selbst und einige nimmermüde Blogger, die nichts besseres zu tun haben, als sich stundenlang im Internet zu verbreiten, die meinen, die Weisheit für sich gepachtet zu haben und von außen und aus der Ferne alles besser beurteilen und vor allem machen zu können?? Schuster, bleibt bei Euren Leisten. Macht es selbst, aber werft anderen mit neidisch-unqualifizierten Kommentaren keine Knüppel zwischen die Beine.
Zum guten Schluss: Die Zielsetzung für den neuen Hansa-Vorstand kann in der kommenden Saison nur sein, den Titel des Deutschen Meisters zu erzielen, Solingen abzulösen in der stärksten Schachliga der Welt. Denn wie auf einem der folgenden Fotos zu sehen ist, die ELO-Zahl, die unser Mülheimer Gastgeber darauf vermerkt hat, belegt, haben wir mit Emanuel Berg die Nr. 1 der Weltrangliste bereits in unseren Reihen.
Die Scheidt´schen Einkäufe von Giri, Rapport und Co. sowie der Umstand, dass sich Schachfreund Noppes Vishy Anand ´mal einfach so leisten kann, ficht uns Hanseaten nicht mehr an.
Lieber Herbert, lieber Sven, bitte verzeiht die letzten persönlich nicht ganz Ernst gemeinten Zeilen.
Abschlusstabelle
Platz – Verein | Mannschaftspunkte | Brettpunkte |
---|---|---|
1. SG Solingen | 28:2 | 84,5 |
2. OSG Baden Baden | 27:3 | 81,5 |
3. SV Werder Bremen | 25:5 | 76,0 |
4. SK Schwäbisch Hall | 20:10 | 71,5 |
5. SF Berlin 1903 | 18:12 | 67,0 |
6. Hamburger SK | 17:13 | 63,5 |
7. SV Mülheim Nord | 17:13 | 60,5 |
8. SK Turm Emsdetten | 16:14 | 64,0 |
9. USV TU Dresden | 15:15 | 64,0 |
10. SV 1930 Hockenheim | 15:15 | 64,0 |
11. SG Trier | 13:17 | 57,5 |
12. SC Hansa Dortmund | 8:22 | 47,0 |
13. Erfurter SK | 7:23 | 45,0 |
14. SV Griesheim 1976 | 6:24 | 46,0 |
15. FC Bayern München | 4:26 | 37,0 |
16. SK Norderstedt 1975 | 4:26 | 31,0 |
Informationen im „Netzt“ finden sich hier: