Am Ende wurde es ein klares Ergebnis, doch hatte es lange nicht so ausgesehen.
Ein chronologischer Spielbericht:
10.25 Uhr: Die ersten Hansaspieler treffen ein und bauen mit auf.
10.35 Uhr: Die Gäste erscheinen, sind bereits fast vollzählig.
10.45 Uhr: Da Siegburg einen neuen Spieler, der noch keine Spielervereinbarung unterzeichnet hat, einsetzen möchte, kommt eine gewisse Hektik auf. Leider haben wir kein Exemplar vorrätig und auch keinen Zugriff auf einen Drucker.
10.55 Uhr: Der erste Kaffee ist fertig, die sonstigen Getränke und Brötchen stehen bereit. Die übrigen Hanseaten treffen ein.
10.59 Uhr: Ein Blick auf die Paarungen macht deutlich, dass Hansa großen ELO-Nachteil hat, je nach Brett zwischen 40 und über 300 Punkte.
11.02 Uhr: Der Kampf wird gestartet. Der Mannschaftsführer kocht Kaffee.
11.18 Uhr: Die Siegburger Betreuer konnten bei einem Kiosk doch noch eine Spielervereinbarung organisieren, die IM Arzumanian nun unterzeichnet.
11.32 Uhr: Da Hansa im Vorfeld neun(!) Absagen zu verzeichnen hatte, geht die Partie an Brett 1 kampflos verloren, 0:1 Rückstand.
11.35 Uhr: Ein Blick über die Bretter. IM Vyacheslav Klyuner (2) spielt gegen „sein“ System, der Gegner lässt Damentausch auf d8 zu und sich zudem einen isolierten Doppelbauern auf e6/e5 verpassen. Allerdings gilt diese Aufstellung als äußerst schwierig zu „knacken“, da der Doppelbauer alle Einbruchsfelder der Springer kontrolliert. Dennoch schön, mehr als Remis ist hier für Schwarz nicht mehr möglich.
11.36 Uhr: Bei IM Christian Scholz (3) fianchettiert seinen Königsläufer, die Position ist (mir) unklar. Schnell weiter. IM Arkadius Kalka (4) spielt „Englisch“, der 100 ELO-Punkte stärkere Gegner hält mit c5 und e5 dagegen.
11.37 Uhr: FM Ralf Kotter (5) fianchettiert wie Christian seinen Königsläufer, Ralfs Kontrahent entscheidet sich für eine Isolanistruktur, das könnte sehr dynamisch werden. Dirk Schiefelbusch (6) kehrt zu seiner großen Liebe, 1. b4, zurück. Die Stellung ist weit jenseits meines Schachverständnisses, sieht aber „schwerblütig“ aus.
11.38 Uhr: Walter Linker (7) scheut keinen offenen Kampf und spielt das Budapester Gambit. Sein Gegner lehnt es allerdings ab und fianchettiert den Damenläufer. Die schwarze Stellung wirkt solide.
11.39 Uhr: Wolfgang Prüske (8) wählt die Rossolimovariante. Sieht ausgeglichen aus.
11.40 Uhr: Mannschaftsführers Merkspruch: Milch macht müde Männer munter. Insgesamt fünf Spieler haben mich mittlerweile gefragt, ob es Milch für den Kaffee gebe. Ich beschließe, dass ich welche für den nächsten Heimkampf besorge, wenn mindestens die Hälfte der Aktiven bis Spielende fragt 😉
11.55 Uhr: Frischer Kaffee steht wieder bereit. Ein weiterer Blick auf die Bretter. Vyacheslavs Gegner muss sich entscheiden, ob er seinen Läufer gegen einen Springer tauscht. Christian wird wohl am Königsflügel aktiv werden, während sein Kontrahent versucht, am Damenflügel vorzupreschen.
11.57 Uhr: Arek investiert relativ viel Zeit, spielt für mich überraschend Db3. Aber Überraschungen bin ich ja gewohnt, Ralfs Gegner gibt das Läuferpaar und spielt gegen das schwache Feld c5 und den rückständigen Bauern c6. Mal ehrlich, mit dem Isolaniblockeur Sd5 kann Ralf da doch nicht schlechter stehen, ich würde seine Position bevorzugen, komische Wahl von Weiß. Oder einfach 400 Punkte und entsprechendes Schachverständnis mehr als ich…
11.59 Uhr: Bei Dirk sind beide Spieler zum „wie verrammel’ ich das Zentrum“ übergegangen. Wahrscheinlich wird Dirk irgendwann am Damenflügel attackieren müssen, während Schwarz sich auf Dirks König stürzen wird.
12.01 Uhr: Walter spielt Dh4, das sieht auf den ersten Blick gut aus. Auf den zweiten wird Schwarz Sb1-d2-f3 spielen, woraufhin die Dame wieder zurück muss. Hm, das könnte ein anstrengender Verteidigungskampf werden.
12.03 Uhr: Wolfgang hat variantentypisch das Läuferpaar gegeben, allerdings sehe ich nicht, wie er Aktivität entfalten kann. Wahrscheinlich wird der allwissende Rechner „völlig ausgeglichen“ sagen, aber ich spiele so ungerne gegen das Läuferpaar.
12.15 Uhr: Vyacheslavs Stellung wirkt remisig. Beide Spieler lavieren und ich sehe nicht, wie Weiß in die gegnerische Stellung einbrechen könnte. Christians Gegner scheint mir am Damenflügel schneller zu sein, andererseits sehe ich noch nicht so richtig, was droht.
12.17 Uhr: Arek bricht mit Db5 alle Zelte hinter sich ab, hoffentlich geht das gut.
12.18 Uhr: Ralf versucht, seinen Läufer nach d5 zu überführen, was der Gegner natürlich verhindern muss. Bei Dirk ist mir weiterhin alles unklar.
12.20 Uhr: Walters Gegner hat eine Falle aufgebaut, aber Walter nimmt den vergifteten Bauern auf e3 nicht. Wolfgang steht mittlerweile unangenehm. Schwarz droht, seine Bauernübermacht im Zentrum zu mobilisieren. Irgendwie muss Wolfgang seinen Damenspringer an den Königsflügel überführen, ohne einen gegnerischen Bauernvorstoß zuzulassen.
12.55 Uhr: Bei Vyacheslav sieht es, systembedingt, die ganze Zeit gut aus. Aber vielleicht kann er jetzt mit einem Zentrumsvorstoß etwas erreichen? Andererseits würde er damit natürlich das gegnerische Doppelbauernpaar auflösen.
Christian hält voll dagegen und löst das Zentrum auf, das wird jetzt richtig wild.
Areks Variante hatte wohl ein Loch, er scheint aber erst mal zu überleben, auch wenn seine Bauernstruktur leidet.
12.57 Uhr: Ralf „muss“ einfach besser stehen, sein Läuferpaar und das bessere Zentrum müssen die Schwäche c5/c6 mehr als kompensieren.
Dirk muss auf seinen König aufpassen, der Gegner hat den h-Bauern vorgezogen, so ein Angriff geht schneller als man denkt.
Walter hat einen schwachen Bauern auf d6, tauscht jetzt Läufer gegen Springer, damit könnte er eine gute Klammerstellung bekommen.
Bei Wolfgang ist noch nicht viel Neues passiert, allerdings hat er nur noch 30 (43, wenn man das Inkrement hinzurechnet) Minuten auf der Uhr und es sind erst 14 Züge gespielt. Ich glaube, sein Gegner droht d5.
Doch jetzt sollte ich erstmal wieder Kaffee kochen.
13.25 Uhr: Vyacheslav mit Vorteil, die strukturellen schwarzen Schwächen bleiben und es kommt eine neue auf b5 hinzu.
Christian hat mittlerweile die aktiveren Figuren und könnte nun seine verbliebenen Bauernschwächen auflösen, dann sollte er besser stehen.
Arek steht schlecht, der Gegner scheint auch zu wissen, was er tut und aktiviert elegant seine Läufer.
Ralf müht sich, irgendwie weiterzukommen. Er hatte nach gut zwei Stunden bereits ein Remisangebot abgelehnt, muss man gegen einen 2400er auch erstmal bringen. Allerdings hat Ralf nun auch nur noch eine knappe halbe Stunde für 20 Züge.
Dirk versucht jetzt anscheinend, die Mitte aufzuhebeln, um nicht am Königsflügel irgendwann überrannt zu werden.
Oha, hat Walter da was eingestellt? Okay, er bekommt eine gewisse Aktivität, wenn sein Gegner einen Bauern einsammelt. Gefällt mir trotzdem nicht.
Wolfgang ist es zwischenzeitlich gelungen, in ein ungleichfarbiges T-L-Endspiel abzuwickeln, hier steht er nur minimal schlechter, sehr schön!
13.45 Uhr: Vyacheslav greift an, steigt mit seinem Springer auf c5 ein, den kann Schwarz wohl kaum leben lassen.
Christian steht besser, hat Aktivität. Er darf allerdings nicht gierig werden und einen vergifteten Bauern auf a2 mitnehmen. Ob er das sieht? 😉
Arek hat wenig Zeit und muss sich gegen das Läuferpaar wehren. Aber noch ist zumindest nichts „weg“.
Ralf droht, eine Qualle zu gewinnen, muss sein Gegner nun zurückweichen?
Dirk opfert seinen b-Bauern, er hofft wohl, so irgendwann mit seinen Türmen auf b7 einsteigen zu können.
Walter steht nun schlecht, da er mehrere gefährdete Bauern hat. Er geht mit der Dame in den Angriff und hofft so auf Gegenspiel.
Wolfgang gelingt es, die Damen zu tauschen, die Stellung wirkt remisig. Andererseits ist noch lange zu spielen und Wolfgang hat wenig Bedenkzeit.
14.00 Uhr: Vyacheslav steht nun besser, er konnte einen Tausch L vs. S erzwingen und die gegnerischen Bauern auf Weiß festlegen. Obwohl nur noch T+L und Bauern vs T+S und Bauern auf dem Feld sind, muss sein Gegner aufpassen, nicht in ein Mattnetz zu geraten.
Christian immer noch mit leichtem Vorteil, nutzen wir das lange Überlegen seines Kontrahenten, um einen Blick auf die anderen Bretter zu werfen.
Arek lebt noch. Noch? Kann er das halten?
Ralfs Stellung ist mir völlig unklar, aber ich glaube, dass er keinen Vorteil mehr hat. Das widerspricht sich? Stimmt.
Dirk hofft, dass er genügend Gegenspiel in der b-Linie hat. Ich bin da nicht so optimistisch.
Walter versucht es mit einem Gegenangriff mit Dame und Springer.
Wolfgang hat im T-L-Endspiel viele schwache Bauern, da muss er aufpassen.
14.25 Uhr: Vyacheslavs Gegner versucht es mit einer Springerschaukel, allerdings funktioniert die nicht, Weiß steht klar besser.
Christian geht ein gewisses Risiko, ich glaube, er steht noch immer besser, aber sicher bin ich mir nicht.
Arek klammert an seinem Bauern auf b4, ist das mit Minusbauer haltbar? Ich fürchte nicht.
Ralf kommt nicht mehr weiter, das wird wohl bald Remis.
Dirk mit wenig Zeit, ein Turmpaar ist nun abgetauscht, der gegnerische Angriff am Königsflügel sieht ziemlich schnell aus.
14.34 Uhr: Walter geht nun zum Verzweiflungsangriff über, aber da scheint der Gegner einfach tiefer gerechnet zu haben. Schwarz fehlt ein Tempo und er wird wohl einen vollen Turm verlieren.
Wolfgang klammert am Damenflügel. Das gefällt mir nicht, wahrscheinlich hätte er besser auf a4 genommen, jetzt wird er extrem eingeschnürt.
14.50 Uhr: Walter gibt auf, 0:2.
15.00 Uhr: Vyacheslav gewinnt eine Qualität, die Stellung sieht nun relativ einfach gewonnen aus.
Christian gewinnt einen Bauern und hat im gleichfarbigen Turm-Läufer-Endspiel gute Siegchancen.
Arek kann es leider nicht vermeiden, in ein S vs L-Endspiel zu müssen. Er wird wohl gleich einen zweiten Bauern verlieren und mit h-Bauer gegen f, g und h sieht kaputt aus. Immerhin ist es die falsche Läuferecke.
Ralf gruppiert um, scheint wieder ein bisschen Vorteil zu haben.
15.02 Uhr: Was macht Dirk denn da? König allein zu Haus. Für sein Gegenspiel beordert er sämtliche Figuren an den Damenflügel. Und schon ist es passiert, Matt, das ging schnell. 0:3.
Wolfgang ist in Zeitnot, der Gegner bekommt die h-Linie, das sieht nicht mehr haltbar aus. Ein Freibauer auf f4 dürfte den Tag entscheiden.
15.03 Uhr: Vyacheslav macht das 1:3, eine tolle Partie.
15.05 Uhr: Der Schiedsrichter scannt gefühlte zehn Minuten Vyacheslav Klyuner auf verbotene Elektronik. Fund beläuft sich letztendlich auf ein paar Münzen und einen Einkaufschip.
15.25 Uhr: Arek hat keine Chance, sein Gegner spielt das Endspiel L + f und g-Bauer vs. S gekonnt herunter.
15.30 Uhr: Ralf kommt nicht weiter und macht Remis. Dennoch eine starke Partie von ihm. 1,5:3,5.
15.35 Uhr: Wolfgang gibt mit Minusfigur auf. 1,5:4,5, damit ist der Mannschaftskampf verloren.
15.55 Uhr: Christian hat im gleichfarbigen Läuferendspiel einen Mehrbauern. Das muss doch trivial gewonnen sein. Leider nein.
16.00 Uhr: Arek muss die Segel streichen, jetzt wird es deutlich. 1,5:5,5.
ca. 17.15 Uhr: Christian findet keinen Gewinnweg und willigt ins Remis ein.
ca. 18 Uhr: Ein Blick auf die übrigen Ligaergebnisse führt zu Verwunderung. Mainz tritt in starker Besetzung an und schießt Bochum ab. Aachen viel schlagkräftiger besetzt als zu Saisonbeginn bezwingt Porz knapp. Damit balgen sich gleich fünf Mannschaften mit bisher nur zwei Mannschaftspunkten um die Nichtabstiegsplätze. Leider auch Hansa.
ca. 21 Uhr: Auch der Computer bestätigt: Das Endspiel war höchst komplex. Erst nach ein paar Minuten ist die Kiste sich sicher, dass obige Stellung mit Weiß am Zug für Schwarz gewonnen ist.
19.01.2020, 11 Uhr: Es geht weiter mit dem Auswärtskampf in Remagen-Sinzig.