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Hansa 1 verliert in Rüttenscheid

Remis mit Schwarz: Yi Lin

Am gestrigen Sonntag stand unser erster Mannschaftskampf dieser Saison an. Nach dem Aufstieg heißt es nun, Verbandsliga zu spielen, es ging nach Essen-Rüttenscheid.
Rückblickend betrachtet mögen die längere Anfahrt und das stürmische Wetter bereits unheilverkündend gewirkt haben, aber wir waren guter Dinge. Bei Ankunft feierten wir erstmal Geburtstagskind Jens und machten ein schönes Mannschaftsfoto mit Adalberts superprofessionellen Analogkamera (danke!). Auf dem Papier waren wir leichter Favorit, aber Rüttenscheid wies an keinem Brett eine wesentlich niedrigere Zahl auf.
Teamaufstellung:
Frank (W) an Brett 1
Jannik (S) an Brett 2
Filippo (W) an Brett 3
Jens (S) an Brett 4
Adalbert (W) an Brett 5
Yi (S) an Brett 6
Lars (W) an Brett 7
Georg (S) an Brett 8.

Bei meinem ersten Rundgang nach einer Viertelstunde war noch nicht allzu viel zu erkennen, aber es schien mir, dass wir an keinem Brett Vorteil hatten, während Jens und sein Gegner eine Schnellschach- oder gar Blitzpartie zu spielen schienen, in der der Opponent ein breites und weit vorgerücktes Bauernzentrum aufwies.
30 Minuten später guckte ich mir die anderen Stellungen etwas genauer an und es hatte sich einiges verändert.
Frank hatte in einem abgelehnten Damengambit anscheinend die Zugreihenfolge vertauscht und Te8 und den thematischen Bauernvorstoß … e5 zugelassen, während sein König noch im Zentrum festhing.
Jannik hatte eine stabile Stellung im Halbslawen erreicht, aber deutlich weniger Zeit auf der Uhr.
Jens’ Position hatte sich massiv verschlimmert und sah kaputt aus, ein gegnerischer Bauer auf a7 drohte dem lang rochierten König Matt, zudem waren die weißen Felder schwach und er hatte wenig Manövrierraum.
Adalbert hatte mit einem Fianchettoaufbau gegen Holländisch leichten positionellen Vorteil, hing allerdings in der Entwicklung zurück und hatte 40 Minuten weniger Bedenkzeit (Respekt an ihn, wie er mir hinterher erklärte, hatte er sehr umfangreiche mehr oder weniger forcierte Varianten durchgerechnet).
Yi hatte ausgeglichen, vielleicht sogar leichten Vorteil aufgrund eines Vorpostenspringers auf d4, während sein Bauer c6 das korrespondierende Feld für Weiß unzugänglich machte.
Auch Lars hatte mit Weiß leichten Druck in der Meraner Variante des Damengambits, allerdings nichts Konkretes, während Georg deutlich schlechter zu stehen schien, da sich ein gewaltiger Angriff auf seinen kurzrochierten König anbahnte.
Ich eierte in einer angenehmen Katalanischstruktur herum und versuchte (rückblickend betrachtet unnötig und nur Zeit verschwendend), die Dame meines Gegners zu fangen, die wagemutig übers Brett tanzte.
Es wurde immer klarer, dass ich würde unbedingt auf Sieg spielen müssen. Franks Gegner spielte glänzend und verwertete einen Opferangriff zum vollen Punkt. Jannik hatte seine Stellung weiter verstärkt und war dabei, seinen Kontrahenten zu überspielen, allerdings gab es in der verriegelten Position nicht allzu viele Möglichkeiten, auf Gewinn zu spielen. Yi konnte konnte seinen Mehrbauern in Springer und drei Bauern gegen Läufer und zwei Bauern nicht in einen Sieg verwandeln, Remis. Georg musste eine Figur geben, um Matt zu verhindern und gab nach hartem Kampf auf. Jens zog ein verzaubertes Kaninchen aus dem Geburtstagshut und konnte mit einer Qualität weniger und schwachem König im Schwerfigurenendspiel dreifache Stellungswiederholung reklamieren. Auch Lars steuerte in den Remishafen, womit Adalbert mit Mehrbauer und mittlerweile ausgeglichenem Zeitverbrauch der einzige mit Siegchancen war.
Was dann geschah? Mein Gegner verteidigte sich zäh und aus Frust beschloss ich, meinen Positionsvorteil zu nutzen, um den gegnerischen König anzugreifen. Ich gab Turm für Läufer und fühlte mich pudelwohl, zumal mein Gegenüber noch weniger Zeit hatte als ich, um eine Verteidigung zu finden. In praktischer Hinsicht war es wohl nicht die beste Entscheidung, auch wenn der allwissende Stockfish +5 sagt, einfach weil sie unnötiges Risiko bedeutete. Mein Kontrahent fand mehrere einzige Züge, um nicht direkt zu verlieren und ich ließ in Zeitnot nicht nur den Gewinn aus, sondern realisierte auch nicht, dass ich das Ruder nun hätte umwerfen müssen, um den Remishafen anzusteuern, und sperrte meinen eigenen Turm ein.
Adalbert gewann und Jannik machte Remis, was am Ende ein 5:3 für Rüttenscheid bedeutete. Ein Warnschuss für diese Saison, aber wenigstens kommt er bereits in Runde 1, sodass wir noch Zeit haben, uns zu steigern.

Anm.: Filippos Bericht erreichte mich auf Englisch, wenn er nun teilweise etwas merkwürdig klingen mag, so liegt es an meiner teilweise wortgetreuen, teilweise seeeehr freien Übersetzung (sk)