Nach der Heimniederlage gegen Düsseldorf war der Hansaachter ins Mittelfeld der Tabelle zurückgefallen. Um daran etwas zu ändern, wurde Mannschaft für den Auswärtskampf bei Solingen 2 deutlich verstärkt. Neben Spitzenspieler Bartas Heberla kam erstmals sein Landsmann IM Krystian Kuzmicz zum Einsatz. So brachte es das Team auf einen Eloschnitt von 2403, hinter Düsseldorfer SK der höchste Wert an diesem Spieltag.
Doch auch Solingen 2 ließ sich nicht lumpen und brachte, angeführt von Predrag Nikolic, eine starke Truppe ans Brett, Eloschnitt 2380.
Und so entspann sich ein Schachkampf auf ausgeglichenem hohem Niveau. Mein erster Eindruck nach 30 Minuten war leicht pessimistisch.
Am Spitzenbrett wählte Schwarz gegen Bartas’ Vorstoßfranzosen die Variante mit Ld7 ohne Db6. Erster Eindruck: Ausgeglichen.
Krystian (Brett 2) fianchettierte seinen Königsläufer und attackierte frühzeitig das weiße Bauernzentrum mit c5. Sein Kontrahent investierte früh viel Zeit und ich sah keine akuten Schwierigkeiten für Schwarz.
Vyacheslav Klyuner (3) wählte den c3-Aufbau gegen Sizilianisch und schon bald gab sein Gegner das Läuferpaar, womit die ewige Diskussion, wie gut ist das „hängendes Bauernpaar“ c4/d4 beginnen konnte. Für mein Gefühl hatte Vyacheslav das etwas einfachere Spiel.
Olaf Wegener (4) musste in einem damenlosen Mittelspiel frühzeitig sein Läuferpaar geben und stand nun etwas unter Druck. Hier würde er lange arbeiten müssen, um die Stellung auszugleichen.
Christian Scholz (5) hatte leichten Raumvorteil, allerdings sah ich nichts „Konkretes“.
Arkadius Kalka (6) war mit dem Eröffnungsverlauf wohl nicht allzu zufrieden und investierte viel Zeit. Ich verliere solche Positionen fast immer, aber Arek wusste natürlich besser damit umzugehen.
Ralf Kotter (7) musste sich zum zweiten Mal hintereinander mit Caro-Kann mit frühem c5 auseinandersetzen. Sein Gegner attackierte hierbei ambitioniert frühzeitig mit f6 das Zentrum. Ralf brachte nun mit dem Bauernopfer b4 Würze ins Spiel. Vorteil? Oder doch zweifelhaft?
Niels Christensens (8) Position wirkte stabil, allerdings wendete er viel Zeit auf. Wie wenig ich von der Struktur verstehe, wurde mir nach Sa6 klar, den ich überhaupt nicht auf dem Schirm hatte.
Nach einer Stunde hatte sich die Lage leicht verändert. Bartas schien nun Vorteil zu haben, nachdem ich ihn kurz zuvor noch im Nachteil wähnte. Krystian war auf der Suche nach einem guten Feld für seine Dame, sein Gegner versuchte, sie unter Beschuss zu nehmen. Vyacheslavs Stellung blieb komplex, er hatte Raumvorteil, musste aber stets aufpassen, seine Bauern ausreichend zu überdecken. Olafs Position hatte sich nicht gebessert, er musste nun entscheiden, ob er die Position langfristig zusammenhalten würde können gegen das Läuferpaar oder sein Heil in aktivem Gegenspiel würde suchen müssen. Christian hatte mittlerweile deutlichen Raumvorteil und er suchte nach einem Weg, den noch nicht rochierten gegnerischen König zu attackieren. Areks Stellung gefiel mir immer noch nicht, zudem hatte er deutlich weniger Zeit. Ralf hatte Initiative für den Bauern, jeden Halbzug schätzte ich die Situation unterschiedlich ein. Niels schien dem Ausgleich ganz nah, allerdings musste er nun Entscheidungen treffen, wohin mit den Klötzen, hoffentlich die richtigen. 80 Minuten gespielt, Bartas sammelte einen Zentrumsbauern ein, das sah vielversprechend aus. Bei Krystian das gleiche Bild, Dameverstecken am Damenflügel. Immerhin bereits 30 Minuten Zeitvorteil. Vyacheslav zentralisierte weiter seine Figuren. Konkrete Fortsetzungen sah ich keine, aber der Gegner muss viel rechnen. Olaf versuchte nun, die Stellung geschlossen zu halten. Christian fand keinen „Killer“, hat dennoch die bessere Stellung, musste nun aber etwas auf seinen Zeitverbrauch achten. Auch Arek beteiligte sich mittlerweile am Wettbewerb „such’ das Damenfeld“, entschied sich gegen den Maroczyaufbau dann aber für das klassische Da5 zusammen mit Sd7, Tfe8 und Tac8. Ralfs Stellung blieb spannend, mein Gefühl sagte mir, dass er schlechter stände, mein Herz „locker gewonnen“ 🙂 Niels Kontrahent löste nun sein Läuferpaar auf, um das Zentrum zu verstärken. Niels war das wohl nicht ganz geheuer, mit Lg4 drohte er, den gegnerischen Springer auf f3 abzutauschen, bevor dieser für Ungemach würde sorgen können. Ich hätte nun Niels’ Stellung bevorzugt.
Nach zwei Stunden folgendes Bild: Bartas mit weißfeldrigem Läufer gegen Springer, Nikolic musste b6 spielen. Das konnte nur gut für Bartas sein. Bei Krystian waren mittlerweile 15 Züge gespielt, zählte man allerdings auf dem Brett, käme man wohl nur auf zehn, so viele Tempi investierten beide Spieler in die Damenjagd bzw. -flucht. Vyacheslav schien nun leichten Vorteil zu haben, mehr Raum, Läuferpaar und die latente Drohung, seine Bauern im richtigen Moment in Bewegung zu setzen. OW schien mir in ernsthaften Schwierigkeiten, wählte mit a5 i.V.m. Sd7-b8-a6-b4 den Plan, den auch ich überlegt hatte – ein bedrohliches Zeichen. Christians Angriff wirkte vielversprechend, sein schwarzfeldriger Läufer zielte bedrohlich in die leicht gelockerte schwarze Königsstellung. Bei Arek sah es besser aus, zwar wurde sein starker Läufer auf g7 abgetauscht, doch als Ausgleich gab es Aktivität am Damenflügel. Hm, genügend Kompensation oder nicht bei Ralf?
Das und mehr erfahrt Ihr morgen im 2. Teil des Berichts.