Am vergangenen Sonntag, den 09.03.14, machte ich mich auf die Reise nach Lippstadt, um zum ersten Mal in der NRW-Klasse eine Schachpartie zu spielen, nachdem sich niemand aus der 3. und 4. Mannschaft als Ersatz fand. Orte wie „Erwitte-Anröchte“, die man nur von Verkehrsmeldungen kennt standen auf der Tour ins beschauliche Ostwestfalen an einem sonnigen Tag.
Da der Gastgeber zu spät erschien, gab es eine 5-Minuten Strafe. Besser es gäbe 5 Minuten Gutschrift, dann wäre der Mannschaftskampf vielleicht anders verlaufen. Die ersten 2 Partien entschieden sich zu unseren Gunsten. Walter gewann ohne Probleme gegen die aktuelle Deutsche U18-Vizemeisterin Hannah Kuckling (ELO 2026). Ihm folgte Frank Karger, der mit einer Performance von 5/6 und einer Erfolgszahl von 2422! eine bärenstarke Saison spielt und wohl bald einen FM vor seinem Namen hat. Zug um Zug baute er akribisch seine Position auf, bis sein Gegner keine gescheiten Züge fand und Fehler machte. Zu diesem Zeitpunkt war unsere Laune genauso gut wie das sonnige Wetter.
Eugen Rempel hatte seinen Gegner voll im Griff, gewann den entscheidenden Bauern im Zentrum und hatte ein technisch gewonnenes Endspiel. Er verlor zum Entsetzen aller auf Zeit. Für einen Augenblick schaltete er innerlich vom 30-Sekunden-Modus wieder zurück in den normalen Denkprozess und vergaß schlichtweg die Zeit. Dies war der Wendepunkt, statt 3:0 stand es 2,5-1,5, denn inzwischen hatte Wolfgang Prüske durch eine Zugwiederholung ein Remis erzielt. Jannik Sundorf hatte am 4. Brett eine scheinbar überlegene Stellung, konnte jedoch eine Springergabel und Qualitätsverlust nicht vermeiden. Danach war die Partie gelaufen.
Am 8. Brett kämpfte ich mit schwarz gegen einen etwa 300 DWZ besseren Gegner. Im slawischen Damengambit mit g3/Lg2 hatte weiß eine druckvolle Angriffsstellung aufgebaut, aber noch nicht den richtigen Durchbruch erzielt. Als mein Gegner im 26. Mit Lxh5 eine Figur opferte, wusste ich zwar dass das Opfer falsch war, konnte aber in den verbliebenen 3,5 Minuten (plus 30 Sek. Je Zug) nicht alles durchrechnen. Ich gab die Figur zurück und übersah mit etwa 30 Sekunden Rest-Bedenkzeit im 36. Zug ein Zwischenschach, welches zum Remis geführt hätte. Mehr dazu am Ende des Berichts.
Beim Stand von 2,5:3,5 spielten unsere beiden FMs an den ersten Brettern um den Mannschaftspunkt, verloren jedoch beide die Endspiele. Ralfs Kotter hatte eine gewinnverdächtige Stellung gegen IMWehmeier auf dem Brett, verlor jedoch beim Angriff auf den König den Faden und geriet in ein Endspiel mit 2-3 Minusbauern. Hans-Werner Ackermann konnte den Durchbruch eines zentralen Bauern nicht verhindern und gab ebenso auf.
Die 2,5:5,5 Niederlage ist viel zu deutlich ausgefallen, wahrscheinlich wäre es anders verlaufen wenn Eugen nicht die Zeitkontrolle vergessen und ich in Zeitnot den Überblick nicht verloren hätte. Hansa 2 gerät nach der 3. Auswärts-Niederlage der Saison als Tabellenvierter in den Abstiegskampf, hat aber am 6.4. die Chance, mit einem Remis gegen Solingen 3 alles für den Klassenerhalt klar zu machen. Hoffentlich findet sich dann ein besserer Ersatz am Brett 8, denn die 2. Mannschaft hat nur 7 Stammspieler nachdem sich die Kaderspieler in der 1. Mannschaft festgespielt haben.