Am vergangenen Sonntag war es soweit. Mit der ersten Mannschaft des Dortmunder Schachvereins 1875 traf man in einem vorgezogenen Kampf auf den Tabellenführer und Meisterschaftsfavoriten.
Gespielt wurde im Westfalen-Kolleg, das seit einigen Monaten Heimstätte beider Vereine ist.
Beim Blick auf die Aufstellungen zeigte sich, dass Hansa mit Dirk Schiefelbusch auf den Topscorer der Vorsaison verzichten musste, DSV jedoch mehrere Ausfälle, darunter Exhanseat IM Thomas Henrichs, zu beklagen hatte.
Br. | Rangnr. | Dortmunder SV 1 (2027) | Hansa 3 (1982) | ∆ DWZ | |
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1 | Kohlweyer, Bernd (2360) | 19 | Kloster, Josef (2023) | -337 | |
2 | 3 | Mallee, Ralph (2118) | 20 | Rumpf, Thomas (2021) | -97 |
3 | 4 | Ganzer, Uwe (2096) | 22 | Burchert, Wolfgang (2024) | -74 |
4 | 5 | Wittmann, Rainer (1960) | 23 | Linker, Walter (2018) | +38 |
5 | 7 | Wolff, Torsten (1892) | 24 | Zelt, Jens (1995) | +103 |
6 | 8 | Wichtrup, Jan-Louis (1772) | 3001 | Krüger, Simon (1951) | +179 |
7 | 1001 | Hüttemann, Karl-Heinz (2064) | 3002 | Brockmann, Fabian (1958) | -106 |
8 | 58 | Bryjak, Hans Günther (1932) | 3003 | Dawid, Adalbert (1865) | -67 |
In Summe bedeutete dies dennoch einen leichten Wertungsvorteil für den Gegner.
Vor dem Kampf war bei Hansa die Marschroute ausgegeben worden, an den Mittelbrettern Siege einzufahren, um etwaige Niederlagen vorne auszugleichen.
Doch es kam, wie so oft, anders.
Josef nutzte die weißen Steine, um gegen Grünfeld frühzeitig in ein remisiges Leichtfigurenendspiel abzuwickeln, das sah nicht schlecht aus.
Thomas bekam es mit der Ponzianieröffnung zu tun. Praktischerweise hatte er sie erst zwei Wochen zuvor mit Wolfgang näher angeschaut und stand frühzeitig mit Schwarz besser.
Wolfgang hatte eine optisch angenehme Position auf dem Brett, bei der allerdings aufpassen musste, dass er nicht zu gierig am Damenflügel vorging, da seine Königsstellung etwas gefährdet war.
Walters Partie war sehr komplex, hielt aber Chancen für beide Seiten bereit, wobei der Gegner weit mehr Zeit investierte.
Jens holte mit Weiß wenig aus der Eröffnung und es tauschte sich einiges Material, sodass sein Kontrahent frühzeitig Remis bot.
Simon stand mit Schwarz einmal mehr defensiv und es war unklar, ob und wie er seinen DWZ-Vorteil würde einbringen können.
Fabian (Photo) entfachte nach gegnerischem Fehler einen horrenden Königsangriff, der durchschlagen musste.
Adalbert bekam die französische Abtauschvariante mit Damentausch vorgesetzt, frühzeitiger Friedensschluss absehbar.
Und so kam es dann auch, Remis, 0,5-0,5. Da Fabian auf Gewinn stand und auch Thomas, Wolfgang und Walter leichten Vorteil hatten, eine sinnvolle Entscheidung aus Hansasicht.
Auch Jens nahm kurz darauf das Angebot an, was Simons Gegner scheinbar motivierte, trotz ungünstigen Partiestands an den übrigen Brettern, ebenfalls die Friedenspfeife zu reichen, angenommen, 1,5-1,5.
Josef hielt das mittlerweile entstandene Springerendspiel zusammen und auch bei Thomas hatte sich der Vorteil mittlerweile verflüchtigt, 2,5-2,5.
Fabians Gegner wehrte sich mannschaftsdienlich trotz Minusfigur und zwei Bauern weniger im Endspiel. Wolfgang musste im Schwerfigurenendspiel einen zwischenzeitlich gewonnenen Bauern zurückgeben, um einen starken gegnerischen Freibauern auf der d-Linie zu neutralisieren, Remis, 3-3.
Walter investierte in scharfer Stellung 30 Minuten in einen Zug, um eine „Qualle“ einzusammeln. Blöd nur, dass der Gegner ebenfalls sammelte, und zwar Bauern, drei an der Zahl.
Im Endspiel erwies sich dann in Zeitnot die Grundreihenschwäche des Gegners als unangenehmer als Walters. 4-3.
Und last but not leaste konnte Fabian seine Glanzpartie zum 5-3-Endstand verwerten.
Mit diesem Erfolg übernimmt Hansa – zumindest vorübergehend – die Tabellenspitze und kann hoffen, als Aufsteiger in dieser Saison nicht allzu viel mit dem Abstieg zu tun zu bekommen.
Oder ist sogar mehr möglich?