…drittjüngste deutsche Großmeister aller Zeiten!
Noch vor zwei Jahren nahm kaum jemand eine Notiz von dem jungen Talent aus Gießen, Alexander Donchenko. Er schob in der hessischen Oberliga die königlichen Figuren und brachte bereits damals seine erfahreneren Gegner reihenweise in die Bredouille. Kenner der Szene, so auch wir beim Schachclub Hansa Dortmund, wussten aber bereits um sein herausragendes Talent, Alexander gehörte neben Matthias Blübaum (ehemals SC Hansa Dortmund), Dennis Wagner und Rasmus Svane zu den 4 „Prinzen“. Die „Prinzengruppe“ erhielt eine gezielte Förderung durch den Deutschen Schachbund (DSB). Schon damals nahm unser Vorsitzender und Teamchef Andreas Warsitz Kontakt mit der Familie Donchenko auf und bot Alexander für seine weitere Entwicklung das 1. Brett in der 2. Bundesliga West an. Für ihn kam dies damals noch zu früh, er fühlte sich auch zu heimatverbunden, lehnte dieses noch ab, feilte seither weiter an seinem Karriereplan, den Titel des Großmeisters (GM) zu erringen. Der Kontakt zur Familie Donchenko brach aber nicht ab. Als wir vor fast einem Jahr den Aufstieg in die 1. Bundesliga, der stärksten Schachliga der Welt, unter Dach und Fach hatten, keimte der Flirt zwischen Dortmund und Gießen erneut auf. Wir hatten die weitere Entwicklung Donchenkos aufmerksam verfolgt und trauten ihm großes, um nicht zu sagen großmeisterliches zu. Zügig kamen wir überein, dass Alexander das Spitzenbrett, die Rangnummer 1 unseres Clubs übernehmen sollte. Unser Vereinsvorsitzender Andreas Warsitz gab ihm diese Zusage bereits im April 2014, auch mit dem Versprechen, dass sich selbst deutlich spielstärkere und erfahrenere Titelträger hinter dem 16-jährigen einreihen müssen. Wer Alexanders Status nicht akzeptiert hätte, hätte bei uns keine Chance bekommen. Wir vertrauten Donchenko zu 100 %, wussten, welchen Rohdiamanten wir in unserer Mitte hatten, Donchenko wiederum traute sich das Spitzenbrett zu. An diesem Brett trifft man in der Schachbundesliga zumeist absolute Weltklassespieler aus der TOP 30 der Weltrangliste. Donchenko hatte sogar noch ein höheres Ziel, nämlich den Titel des Großmeisters zu erringen. Er versprach uns: „Ich werde Euch nicht enttäuschen, am 1. Brett alles daran setzen, mit Hansa die Klasse zu halten. Und ich plane, in etwa einem Jahr Großmeister zu sein.“.
Nun, was soll man sagen? Alexander Donchenko, der am 22. März diesen Jahres seinen 17. Geburtstag feiern wird, hat bislang nahezu komplett Wort gehalten. Am Spitzenbrett in der 1. Liga erzielte er bislang sehr gute Ergebnisse gegen renommierte Weltklassespieler, was die deutsche Schachszene weiter aufhorchen und uns mit aktuell 9:9 Punkten auf den Klassenerhalt hoffen lässt. Und tatsächlich erfüllte er am letzten Wochenende sein großmeisterliches Versprechen. Bei dem Rundenturnier „Chess House GM-Tournament“ im dänischen Aarhus triumphierte er als alleiniger Sieger mit 7 Punkten aus 9 Partien und erzielte dabei seine dritte und letzte GM-Norm. Um den Titel eines Schachgroßmeisters zu erringen, muss man 3 Normen erwerben, in den Turnieren gegen spielstärkere Titelträger eine jeweils hohe Punktzahl erzielen, dabei eine ELO-Performane (Die ELO-Zahl bezeichnet die Spielstärke, vergleichbar mit dem „Handicap“ im Golfsport.) von mindestens 2600 pro Turnier abliefern und selbst eine ELO-Zahl von mindestens 2500 aufweisen.
Das alles hat Alexander Donchenko nun in Rekordgeschwindigkeit geschafft, gerade einmal binnen 6 Monaten. Seine erste GM-Norm erspielte er im September 2014 beim Baku-Open, in der Hauptstadt Aserbaidschans. Mit 6 Punkten aus 9 Partien lag seine ELO-Performance bei 2677. Dabei bezwang er u.a. den russischen Weltklassespieler und späteren Turniersieger Ernesto Inarkiew. Seine 2. Norm brachte er vom 21. bis zum 29. Dezember
2014 beim 52. Schachfestival im niederländischen Groningen unter Dach und Fach. Mit sensationellen 8 Zählern aus 9 Partien, wobei er zahlreiche Spitzenkönner schlug, und einer überragenden ELO-Performance von 2803 (Mit dieser ELO-Wertung wäre er aktuell die Nr. 4 der Weltrangliste.) gewann er das Traditionsturnier hochüberlegen. Und nun, vom 6. bis zum 14. Februar 2015 errang er als Sieger des Rundenturniers in Aarhus seine 3. und letzte GM-Norm. 6,5 Punkte wären dafür erforderlich gewesen, mit 7 aus 9 Partien übererfüllte er als alleiniger Turniersieger diese Marke sogar. Donchenko war in diesem Turnier besonders gefordert, denn das Reglement verbot Remisvereinbarungen vor dem 40. Zug, d.h. also, man musste seine Partien kämpferisch angehen, durfte nicht allzu viel taktieren. Das bereitete unserem jungen Spitzenbrett aber kaum Probleme. Er startete mit 4 Siegen in Folge, ließ ein Remis, einen weiteren Sieg, wieder eine Punkteteilung und noch einen Partiegewinn folgen. Noch vor der abschließenden Runde hatte Donchenko mit 7 Punkten aus 8 Partien die Kriterien bereits um einen halben Zähler übererfüllt. Da seine aktuelle ELO-Zahl bereits 2552 betrug, war seine 3. und letzte GM-Norm, damit der Titel, endgültig unter Dach und Fach. Trotzdem ärgerte sich der ehrgeizige Gymnasiast darüber, dass er in der letzten Runde Spannungsabfall zu beklagen hatte und seine einzige Partie verlor. Dennoch triumphierte er als alleiniger Turniersieger.
Geschafft: Binnen kürzester Zeit erspielte sich unser Spitzenbrett den Titel eines Großmeisters, der ihm offiziell und feierlich auf dem nächsten Kongress des Weltschachverbandes FIDE verliehen wird. Damit ist Alexander Donchenko der drittjüngste Schachgroßmeister aus Deutschland aller Zeiten. Der SC Hansa Dortmund ist sehr stolz auf ihn. Vorstandsvorsitzender Warsitz: „Wir freuen uns sehr für Alexander Donchenko und gratulieren ihm zu diesem außergewöhnlichen Erfolg. Für uns ist er „Alexander, der Große“. Er bestätigt, dass unser eingeschlagener Weg richtig und konsequent ist: Wir geben jugendlichen Talenten die Chance, sich in der Schachbundesliga zu profilieren und zu etablieren. Wir vertrauen ihnen – nicht nur Donchenko – voll und ganz. Gepaart mit den stärksten Spielern aus Dortmund und der Region kämpfen wir für den Klassenerhalt in der stärksten Liga der Welt. Dabei werden uns Alexander und die anderen Jungs helfen.“.
In der Schachbundesliga müssen unser frischgebackener Großmeister Donchenko und seine Teamkollegen am kommenden Wochenende wieder an die Bretter. Am 21. und 22. Februar 2015 treffen sie im Kraichgau auf den deutschen Rekord- und Serienmeister OSG Baden Baden, der ausschließlich mit Weltklassespielern gespickt ist, sowie den Gastgeber SC Eppingen.