Auf dem Weg zum Aufstiegsanwärter?
Zur Erinnerung: Nach drei Siegen zum Saisonstart und der erwartbaren Niederlage gegen Meisterschaftsfavorit Matt Inn waren wir mit 6-2 Mannschaftspunkten sehr zufrieden in die Winterpause gegangen.
Nun, Ende Januar, starteten die „Aktivwochen“ mit Kämpfen gegen Datteln am 27.1. und in Eving am 3.2., die stärksten Truppen neben Matt Inn.
Da am 27. Januar neben unserer Dritten auch Hansa 2 antreten musste, die Ausfälle beklagte, war klar, dass wir Spieler abgeben würden müssen. Walter entschied sich letztendlich, da er sich gegen Wattenscheid 2 nur wenig ausrechnete, Ioannis und Jingfu in der Zweiten einzusetzen, um unsere wertungsstärksten Leute zum Saisonende aufzubieten.
Somit liefen wir in der DWZ-stärksten Aufstellung
auf.
Da Datteln von 1-8 antrat, waren wir auf dem Papier leichter Außenseiter:
Krüger (-88)
Dawid (-52)
Begna (-7)
Lin (-95)
Balic (+53)
Milonas (-70)
Geelhaar (-12)
König (+9)
Der Kampf ließ sich spannend an. Nach einer Stunde machte ich einen etwas ausführlicheren Rundgang und schätzte die Partien folgendermaßen ein:
Bei mir (1) war ein wilder Vorstoßfranzose auf dem Brett, vom Gefühl her sah ich meinen Gegner mit leichtem Vorteil, ohne es konkret erklären zu können.
Adalbert (2) stand gegen Benoni angenehm, investierte wie üblich relativ viel Zeit. Mein Eindruck war, dass sein Kontrahent nicht so richtig wusste, wie er die prinzipiellen Gegenstöße b5 und e6 bewerkstelligen sollte.
Bozidar (3) hatte mit Schwarz eine angenehme Positon erreicht. Nachdem er Sh5 fand, das ein gegnerisches f4 erstmal verhinderte, war ich mir sicher, dass er Vorteil hatte.
Yi (4) hatte früh seinen Turm auf die dritte Reihe überführt und setzte zu einem gefährlichen Königsangriff an. Mir war nicht klar, wie Schwarz seine Dame zur Verteidigung an den Königsflügel bringen wollte. Hier hoffte ich auf einen frühen Winner.
Enver (5) stand ein wenig passiv, es gelang ihm jedoch nach und nach, im Zentrum dagegenzuhalten, sah durchaus okay aus mit Schwarz.
Georgios (6) hatte einen Zentrumsbauern weniger, dafür jedoch Aktivität. Mir gefiel dennoch die Position seines Kontrahenten besser. Hier sah ich Verlustgefahr.
Thorsten (7) stand für mein Gefühl klar besser. Während er einen möglichen gegnerischen Angriff am Königsflügel erstmal unterbunden hatte, konnte er selbst auf den lang rochierten König „losgehen“. Ich sah einige Varianten, in denen er forciert Linien öffnen konnte, das musste gut sein.
Bei Daniela (8) erwartete ich das erste Remis 😉 Französische Abtauschvariante und auch die Damen bereits vom Brett, aber vielleicht war es nach so langer Schachpause gar kein so schlechter Einstand, wenn es nicht zu „wild“ auf dem Brett würde.
In Summe waren wir besser in den Kampf gestartet.
Im weiteren Verlauf verlor ich etwas die Orientierung und mein Gegner drohte, mit diversen Figurenopfern meinen zu nackten König anzuspringen. Da hatte ich wohl einige Varianten deutlich zu optimistisch eingeschätzt, Vorteil Datteln.
Adalberts Gegner hatte zwischenzeitlich doch e6 durchgedrückt, besaß nun allerdings strukturelle Probleme, die er mit Aktivität ausgleichen wollte. Leichter Vorteil für Adalbert, vielleicht mehr.
Ein Blick auf Bozidars Brett und ich war bester Dinge, sein Gegner hatte das eigentlich unmögliche f4 entkorkt, um zu verhindern, dass Bozidar dieses Feld mit seinen Springern einnahm. Großer Nachteil des Zuges war allerdings, dass g3 nun fürchterlich schwach war und der gegnerische König mattgesetzt zu werden drohte, da der eigene Springer auf h2 ein Fluchtfeld blockierte.
Ich rechnete nun mit Le7-c5+ Kh1 exf4 (s. Diagramm) und überwältigender Position. Der Bauer kann nicht zurückgenommen werden und es droht einfach Ld6, Le6 und Tad8, wonach Weiß keinerlei Möglichkeit auf Gegenspiel mehr hat. Stattdessen tauschte Bozidar die Läufer und brachte nun Db6 mit der gleichen Idee. Leider konnte das aber verteidigt werden, sodass der schwarze Vorteil sich auf den zu sammelnden b2-Bauern beschränkte.
Yis Angriff schien nun doch nicht durchzuschlagen. Ich sah hier sogar plötzlich seinen Gegner leicht im Vorteil, wenn er e5 durchgesetzt bekäme.
Envers Partie entwickelte sich zum klassischen Königsinder, allerdings waren die weißfeldrigen Läufer getauscht. Während sein Kontrahent aufbautypisch am Damenflügel vorstieß, drohte Enver am Königsflügel.
Georgios hatte zwischenzeitlich seinen Bauern zurück, musste nun aber einige gute Züge finden, weil sein König etwas gefährdet stand.
Thorstens überlegene Stellung war mittlerweile verschwunden, sein Angriff versandet, stattdessen öffnete sein Gegner die h-Linie und stand nun besser.
Daniela hatte zwischenzeitlich leichten Vorteil herausgespielt. Ihre Figuren drohten, den König anzugreifen.
Unser Vorteil hatte sich nun fast vollständig verflüchtigt.
Nach 2 h 40 min musste Georgios dann aufgeben, sein Gegner hatte einen gewinnbringenden Königsangriff gefunden.
Thorstens Kontrahent nahm dies zum Anlass, um das gegnerische Remisangebot zu akzeptieren. Leider entglitt Adalbert sein Stellungsvorteil, da er einen Zwischentausch einschob, der dem Gegner ein forciertes Dauerschach ermöglichte. Daniela meldete sich glänzend zurück und glich kurz darauf zum 2-2 aus.
Somit noch vier laufende Partien. Ich musste einen Trümmerhaufen verwalten, was zunächst überraschend gut gelang. Mehr als Schwindelchancen sah ich allerdings nicht mehr. Bozidars Vorteil war nun erstmals verschwunden, nach 25. h5 Sf4 rechnete ich mit Sxe5 und unklarer Position. Stattdessen kam 26. Txf4 exf4 27. Dxf4 T2xd3 28. cxd3 De2, wonach Bozidar klar besser stand.
Envers Gegner bot wiederholt Remis, als Mannschaftsführer konnte ich angesichts meiner drohenden Niederlage dies jedoch nicht zugestehen.
Yis Kontrahent griff nun allerdings kräftig fehl, womit unser Brett 4 glatt auf Gewinn stand.
Das war auch bitter nötig, da meine Position nach dem witzigen Zug 26. Lc7 meines Gegners endgültig zerfiel. 2-3.
Yi punktete dann nach vier Stunden zum 3-3.
Enver sah nun keinen Grund mehr, das gegnerische Remisangebot zum 3,5-3,5 abzulehnen, da Bozidar mittlerweile in einem leicht gewonnenen Turmleichtfigurenendspiel angekommen war. Er wickelte dann gekonnt in ein Leichtfigurenendspiel mit drei Mehrbauern ab, das sich sein Gegner nicht mehr zeigen lassen wollte.
Somit steht am Ende ein knapper 4,5-3,5-Sieg, der den Partieverläufen nach durchaus verdient war.
Mit 8-2 Punkten brauchen wir uns mit dem Thema Abstieg nicht mehr befassen, vielleicht geht ja etwas nach oben?
Unser nächstes Spiel (3.2.) bei Mitfavorit Eving wird darüber entscheiden.